Schamgefühle

"Du hast da was"

von Ulrike Hesse
min
01.03.2025
Ihr wird ganz heiss. Klara spürt, wie sie rot wird und anfängt zu schwitzen. Sie hat sich hübsch gemacht für die Party, die Augen und den Mund geschminkt. Die neue Bluse angezogen, die sie sich für den Anlass gekauft hat.

Und dann kommt jemand zu ihr und sagt: «Du hast einen Fleck auf der Bluse.» Klara möchte einfach nur im Boden versinken und nicht mehr da sein. Was soll sie denn jetzt machen? Alle sehen, dass sie sich viel Mühe mit ihrem Aussehen gegeben hat und dann dies: Ein unübersehbarer Fleck. Klara ist so unwohl, dass sie schon nach kurzer Zeit verdrückt. Sie hält es einfach nicht mehr aus.

Dieses Gefühl kennen Sie auch. Es geht um Scham. Man möchte gefallen, sich zeigen und dann gelingt das nicht aus den unterschiedlichsten Gründen. Die Situation ist einem peinlich, man wird verlegen und möchte sich eigentlich nur noch verkrümeln. In dieser Situation fühlt man sich so unangenehm und schwach und trotzdem muss man irgendwie versuchen herauszukommen. Oft vergisst man diese Ereignisse nicht so schnell. Es bleibt das Gefühl, sich lächerlich gemacht zu haben und von anderen beschämt zu werden. Eine entscheidende Rolle spielen die Blicke der anderen und wie sie meinen Auftritt bewerten. Wenn jemand zu Klara gesagt hätte: «Der Fleck auf deiner Bluse passt aber gut zum Muster» und dazu wohlwollend gelacht hätte, dann wäre es für Klara leichter gewesen. Humor hilft oft in diesen Situationen.

Was bietet uns die Bibel an, wenn es um Schamgefühle geht?

Wir kennen die Geschichten, in denen Jesus zu den Aussätzigen geht, zu den Kranken, zu den Menschen am Rande, die schmutzig sind und mit Ausschlägen übersät. Diese Begegnungen sind nicht beschämend für die Betroffenen, weil die Beziehung zwischen Jesus und diesen Menschen stimmt. Jesus wendet sich nicht ab, sondern geht mit Wohlwollen und Nächstenliebe auf die Ausgestossenen zu und heilt sie. So richtet er die Beschämten auf und stellt ihre Würde wieder her. In der Scham zeigt sich, wie sehr wir auf andere bezogen sind und von einem taktvollen Umfeld abhängig sind.

Schmerzliche Einsichten können auch dazu verhelfen, mit den eigenen Schattenseiten aufrecht weiterzugehen.

In der Bibel gibt es noch eine weitere Geschichte, die mit Scham zu tun hat. Es ist der Sündenfall, der etwas von der eigenen Scham erzählt. Adam und Eva leben in unschuldiger und naiver Nacktheit im Garten Eden, bis die Schlange erscheint und sie dazu ermuntert, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Und was passiert? Sie erkennen, dass sie nackt sind und damit verstehen sie, dass sie zwei unterschiedliche Menschen sind. Damit treten sie in eine neue Entwicklungsstufe ein und erkennen das Problem der Grenzen. Vorher lebten sie innig verschmolzen in der Geborgenheit des Paradieses. Nun aber schämen sie sich, weil sie erkennen, wer sie selbst sind, grundverschieden, mit eigenen Möglichkeiten, aber auch Schwächen und Begrenzungen. Im Neuen Testament ist Petrus ein gutes Beispiel für einen positiven Umgang mit Scham. Drei Mal behauptet Petrus, Jesus nicht zu kennen. Als er erkennt, dass er weniger mutig ist als angenommen, sinkt seine Selbstachtung und die Scham ist gross. Und dennoch wird Petrus später eine der wichtigsten Figuren in der Nachfolge Jesu. Schmerzliche Einsichten können auch dazu verhelfen, mit den eigenen Schattenseiten aufrecht weiterzugehen. Das gelingt am ehesten, wenn wir Menschen an unserer Seite haben, die mit Taktgefühl und Humor unsere Schwächen sehen und uns dennoch unterstützen.

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