Kundgebungen in Basel

Mahnwache für Israel wegen Sicherheitsbedenken abgesagt

von Nicole Noelle
min
13.10.2023
Der in Basel geplanten Mahnwache für Israel wurde in letzter Minute die Bewilligung entzogen. Kirchenratspräsident Lukas Kundert erschien trotzdem auf dem Barfüsserplatz – mit einem ungewöhnlichen Aufruf.

Kurz vor 14 Uhr am Freitag standen einige Menschen ein wenig ratlos alleine oder zu zweit auf dem Basler Barfüsserplatz. Die Mahnwache, zu der unter anderem die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft beider Basel und die Swiss Church Israel aufgerufen hatten, war so kurzfristig abgesagt worden, dass die Nachricht wohl noch nicht bei allen angekommen war.

Nachdem die Hamas weltweit zu islamistisch motivierten Kundgebungen aufgerufen hatte, hatte die Kantonspolizei Basel-Stadt die Lage nochmals neu beurteilt. Sie kam zum Schluss, dass aus Sicherheitsüberlegungen weder für die Mahnwache, noch für die zeitlich und räumlich nur wenig versetzte Pro Palästina Kundgebung eine Bewilligung mehr möglich sei.

Dennoch waren es schlussendlich rund 40 Personen, die sich doch noch auf dem Barfüsserplatz eingefunden hatten und sich nun in kleinen Gruppen austauschten. Auch der reformierte Basler Kirchenratspräsident Lukas Kundert war unter ihnen. Er betrat den Platz mit einer Kippa auf dem Kopf sowie drei weiteren Kopfbedeckungen in der Hand und lancierte damit einen ungewöhnlichen Aufruf. Statt der Empfehlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG zu folgen, gemäss dem sich die Juden in der Schweiz nicht mehr als Juden zu erkennen geben sollten, solle man den Spiess umdrehen. Wenn alle Männer eine Kippa, also eine traditionelle jüdische Kopfbedeckung tragen würden, so Kundert, dann liessen sich die Juden auch nicht mehr so einfach identifizieren. Lukas Kundert betonte aber, dass diese Aktion nicht als Solidaritätskundgebung für Israel zu verstehen sei, sondern als starkes Zeichen gegen Antisemitismus. «Gerade als Christen und Christinnen sind wir aufgerufen, uns mit jüdischen Menschen zu solidarisieren. Deshalb: tragen Sie Kippa!»

Die Idee des solidarischen Kippa-Tragens ist nicht neu. Als Vorbild für den Aufruf diente eine Geschichte um den dänischen König Christian X., der angeblich 1942 verkündete, dass er als erster einen Stern tragen würde. Er erwarte, dass alle Dänen seinem Beispiel folgen, denn ein Däne sei genauso gut wie der andere, soll sich Christian X. geäussert haben, nachdem die deutschen Besatzer den Juden befahlen, zur Erkennung einen gelben Stern zu tragen.

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