Glauben finanzieren

Wie sich die Kirche neu erfindet

von Heinz Mauch-Züger
min
01.02.2025
Die Landeskirchen stehen vor finanziellen Herausforderungen. Die demografische Verschiebung hin zu einer unausgewogenen Altersstruktur und der Rückgang christlich-religiöser Bezüge führen zu einem stetigen Rückgang der Kirchbürger:innen.

Das Hineingeborenwerden in eine Konfession und die damit verbundene Entrichtung von Steuern für die jeweilige Institution, wird zunehmend in Frage gestellt und nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit wahrgenommen. In dieser Hinsicht sind die Kirchen lediglich Vorreiter einer Entwicklung, die auch Steuerabgaben an den Staat zunehmend als fragwürdig oder gar unnötig erachtet, da dieser Staat unglaubwürdig geworden ist.

 

Was der Mitgliederschwund bedeutet

Weniger Kirchenmitglieder heisst weniger Einkommen und damit zunehmend eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit. Volle Pensen können nicht mehr finanziert werden und werden entsprechend angepasst. Strukturen erweisen sich als zu kostenintensiv (Immobilien), Umnutzungen oder Veräusserungen werden ein Thema. Was bisher an Einnahmen in Zusammenarbeit mit dem Staat über Steuern funktioniert hat, muss irgendwann zunehmend über andere Wege beschafft werden. Wie soll das gehen?

Aktive Mitwirkung stärkt die Identifikation mit der Kirche.

Möglichkeiten zur Mittelbeschaffung

 

Aktionen

Die Tradition der Bazare, welche oftmals für die Unterstützung von fremden Projekten im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt wurden und werden, verlagern sich in Richtung Eigenbedarf.

Standaktionen können durchgeführt werden, wo Selbstgefertigtes angeboten wird, entweder als Alleinaktion oder im Rahmen von Frühlings-, Herbst- oder anderen Märkten. Der Ersatz und/oder die Anschaffung von Geräten und Mobiliar im niederen Budgetbereich kann auf diese Weise unterstützt werden.

 

Spenden

Bei umfangreicheren Anschaffungen und/oder Umsetzungen kann via Spendenaufruf zur Unterstützung eingeladen werden. Die Verwendung der gespendeten Gelder muss transparent sein und die Spender:innen haben ein Anrecht auf Informationen über den Effekt der gespendeten Mittel. Inwieweit sich eine Differenzierung von Spendern in Supporter, Gönner, Träger etc. generell oder auf Projektebene ausgestaltet, wird sich zeigen.

 

Fundraising

Der in den letzten Jahren in Mode gekommene Begriff «Fundraising» bedeutet die Sammlung von Geldmitteln für umfangreichere Projekte durch den Einsatz von verschiedenen Mitteln, von der Standaktion bis hin zur Direktspende via Handy oder Webseite. Das Spektrum reicht von ideellen Projekten im Bereich Umwelt über politische Aktionen für eine Initiative bis hin zur Finanzierung von Anstellungen.

 

Auswirkungen

Der grosse Unterschied zum herkömmlich, via Steuergeld, erbrachten Einkommen liegt in der direkten Einbindung von Menschen für das Engagement. Kirchbürger:innen werden ein aktiver Teil eines Vorhabens. Sie tragen damit unmittelbar zum Gelingen von Projekten bei, was eine höhere Identifikation mit der Organisation mit sich bringt.

Ob die Vielfalt der bestehenden Angebote erhalten bleibt, ist ungewiss. Seit einigen Jahren bemüht sich unsere reformierte Landeskirche, mehr Freiwillige einzubinden und niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Ziel ist es, die Mitwirkung in der Kirchgemeinde zu erweitern. Sollte der Trend zu knapperen Ressourcen und geringerer Beteiligung anhalten, werden grundlegende Veränderungen in der Gestaltung der Kirchgemeinden nötig sein. Das Bewusstsein für diesen Wandel wächst: Neue Ideen entstehen, erste Versuche werden unternommen, Bewährtes überarbeitet und Neues erprobt. Dabei wird es immer wichtiger, die Kirchbürger:innen aktiv in die Entwicklung einzubeziehen.

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