Friedensarbeit

«Neve Shalom ist ein lebendiges Beispiel für Hoffnung»

von Tilmann Zuber
min
24.11.2025
Seit Jahren engagiert sich Neve Shalom/Wahat al-Salam für ein friedliches Zusammenleben zwischen Palästinensern und Juden – mit kleinen Schritten, wie Gabriel Oser, Präsident der Schweizer Freunde, erklärt.

«Meine Verbindung zu Neve Shalom begann in den 1980er-Jahren, als mein Nachbar Peter Dreyfus mich auf das Dorf aufmerksam machte. Beruflich reiste ich oft nach Israel und beschloss, diesen besonderen Ort zwischen Tel Aviv und Jerusalem selbst zu besuchen. Was ich dort sah – Menschen, die sich bewusst für ein Zusammenleben über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg entschieden –, hat mich nie wieder losgelassen.

 

Gabriel Oser ist Präsident der Schweizer Freunde von Neve Shalom/Wahat al-Salam. Infos: nswas.ch

 

Gleichberechtigt zusammenleben trotz allem

Neve Shalom, gegründet vom visionären Pater Bruno Hussar, beweist bis heute, dass jüdische und palästinensische Familien respektvoll und gleichberechtigt zusammenleben können. Rund 300 Menschen – je zur Hälfte Juden und Palästinenser – bilden diese Gemeinschaft. Trotz aller politischen Spannungen bleibt sie bestehen.

Der 7. Oktober und seine Folgen

Auch der 7. Oktober hat Spuren in Neve Shalom hinterlassen. Die Ereignisse lösten tiefe Betroffenheit aus. Doch niemand verliess das Dorf. Mit Dialog, Geduld und gegenseitigem Zuhören fanden die Bewohner einen Weg, die Spannungen zu verarbeiten und wieder zueinanderzufinden. Dieser Prozess war schwierig, stärkte aber die Überzeugung, dass Zusammenleben möglich und notwendig ist.
Friedenserziehung in der Praxis

Aus dem Dorf gingen auch friedenspädagogische Einrichtungen hervor, darunter eine zweisprachige Primarschule. Dort lernen jüdische und palästinensische Kinder gemeinsam von der ersten bis zur sechsten Klasse. Der Unterricht findet auf Hebräisch und Arabisch statt, und die Kinder feiern die Feiertage beider Kulturen miteinander.

Wenn Menschen einander zuhören, entstehen Verständnis, Nähe und Kooperation.

Die Realität im Land bleibt schwierig. Misstrauen, Angst und verhärtete Fronten prägen vielerorts den Alltag. Beide Seiten haben das Gefühl, das Land gehöre ihnen. Doch unsere Arbeit zeigt: Wenn Menschen einander zuhören, entstehen Verständnis, Nähe und Kooperation. Über 100'000 Menschen haben bereits an den Dialogprogrammen der Friedensschule teilgenommen – kleine Schritte, die langfristig Wirkung zeigen. Die Palästinenser machen rund 20 Prozent der Bevölkerung in Israel aus. Trotzdem leben Juden und Araber ohne Kontakt nebeneinander. Ein friedliches Miteinander ist nicht nur möglich, sondern eine echte Chance. Die Philosophie unserer Bildungsarbeit ist klar:

Die eigene Identität bewahren, die Identität des anderen kennenlernen und respektieren und gemeinsam Wege in die Zukunft finden.


Bildung als Weg in die Zukunft

Ich weiss, dass politische Lösungen schwierig bleiben. Auch internationale Friedenspläne bringen selten mittelfristige Entspannung. Dennoch bin ich überzeugt, dass Bildung, die Begegnungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit langfristig die grösste Hoffnung bieten.

Neve Shalom ist seit Jahrzehnten ein lebendiges Beispiel dafür. Wenn wir dort Wege des Miteinanders finden – trotz Angst, Schmerz und Geschichte –, dann kann dies auch anderswo gelingen.»

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