Kein Morgen ohne Bialetti
Ritual am Morgen
Füllen, schrauben und auf den Gasherd stellen. Das ist mein Morgenritual in der Küche. Während die Bialetti sich auf das Sprudeln vorbereitet, trinke ich ein Glas Wasser, dankbar, dass wir unser Leitungswasser trinken können. Jeden Morgen denke ich das. Und öffne das Fenster, prüfe die Temperatur, überlege, was ich anziehen soll. Der Gang zum Briefkasten kommt als nächstes, ich hole die Zeitung. Mittlerweile beginnt der Kaffee zu fauchen und zu sprudeln und breitet seinen Duft aus. Ich schenke mir eine Tasse ein und giesse einen Gutsch Milch hinterher. Mit der Lieblingstasse in der Hand setze ich mich an den Esstisch und lese Zeitung. Print. Mein Morgen ist analog. Papierzeitung. Geschraubter Kaffee. Es ist mein Ziel, die erste Stunde des Tages ohne Handy und Computer zu verbringen. Dabei hilft mir die Bialetti.
Unverwüstliches Kultobjekt
Mit der Bialetti kann ich Kaffeesorte und Stärke variieren. Ausserdem ist sie unzerstörbar. Okay, den Gummiring muss ich alle drei Jahre ersetzten, sonst wird sie undicht. Aber ansonsten: Genial. Die Erfindung von Alfonso Bialetti aus dem Piemont macht guten Espresso, ist günstig im Preis und benötigt weder Kapseln noch Pads. Diese Robustheit ist für die Firma Bialetti weniger genial. Das ist nicht der einzige Grund, aber die Geschichte des Familienunternehmens ist zu Ende. Bitter ist das. Bialetti ist hoch verschuldet und hat kürzlich sein Kultstück an China verkauft. Denn längst haben Kapselkaffeeautomaten und Kaffeemaschinen, in die Pads gesteckt werden, der Bialetti den Rang abgelaufen.
Die Bialetti behalte ich, bis es keine Gummiringe mehr zu kaufen gibt.
Lieblingsstück
Nichtsdestotrotz werde ich mein Aluminiumgerät verteidigen und in Ehren halten. Ich lasse mich weder von Kapseln noch von Pads verführen. Ich habe die Freiheit, weiterhin die Kaffeesorte so oft zu wechseln, wie ich will. Gleichzeitig ist das Schrauben und Bedienen der Blubbermaschine für mich ein Ritual, das mir am Morgen hilft, in den Tag zu kommen. Zudem kann die Bialetti auch ganz ohne Strom funktionieren. Und wenn der Gasherd streikt, kann ich den Espresso auch auf den Grill stellen. Das funktioniert. Sogar in die Ferien darf die silberne Moca mit. In Griechenland haben wir auf einem zusammenklappbaren Reisebügeleisen einen Kaffee mit der Bialetti gemacht. Das Bügeleisen wurde zur Elektroplatte. Auch das geht. Sie ist wirklich sehr anpassungsfähig und braucht wenig Platz. Die Bialetti begleitet mich durchs Leben. Sie hat mich nach manch kurzer Nacht geweckt und mir zu neuer Energie verholfen. Die Achteckige ist Expertin bei Problemen mit der Müdigkeit. Am Morgen wirkt sie Wunder. Aber auch bei Schlafstörungen kann ich sie verwenden und muss nicht auf den Espresso nach dem Abendessen verzichten. Die Bialetti faucht und sprudelt auch entkoffeinierten Kaffee.
Silberner Glanz
Ob etwas zu einem Lieblingsobjekt wird, hat viel mit der Vertrautheit, mit der Gewohnheiten oder mit den Menschen, die damit verbunden sind, zu tun. Ein silbernes Glitzer-Portemonnaie war für mich als Kind so ein Lieblingsstück. In meinem ersten Berufsjahr fiel die Wahl auf einen in die Jahre gekommenen, silbernen Renault 4. Das Portemonnaie ist verschwunden und der R4 längst verschrottet. So ist es nur verständlich, dass ich die Bialetti behalte, bis es keine Gummiringe mehr zu kaufen gibt.
Kein Morgen ohne Bialetti