Der Astrophysiker Ben Moore gibt Auskunft

Der Weltuntergang kommt

von Anna Schindler
min
01.10.2025
Die Angst vor dem Weltuntergang wird seit Jahrhunderten geschürt. Mit falschen Voraussagen und Horoskopen haben unzählige Menschen vorzeitig ihr Leben beendet, damit sie die Apokalypse nicht erleben müssen. Aber keine Panik - das dauert noch ganz schön lang mit dem Weltende. Der Astrophysiker Ben Moore hat Fragen beantwortet, die die Zukunft und das Ende unseres menschlichen Erdenlebens betreffen.

Propheten des Untergangs

Der französische Arzt, Apotheker und Sterndeuter Michel de Nostredame, Nostradamus genannt, lebte vor über 500 Jahren. Als Apotheker entwickelte er Rezepte, mit denen es ihm gelang, eine bessere Hygiene zu erreichen. Er arbeitete als Pestarzt und soll viele Kranke geheilt haben. Weniger ruhmreich ist sein Erfolg als Katholik und Astronom. Nostradamus ist heute noch bekannt für seine nebelhaften Visionen. Mit seinen Horoskopen und  apokalyptischen Angstszenarien verdiente er viel Geld. Seine Voraussagen trafen selten bis nie ein. Alle in der Vergangenheit prognostizierten Weltuntergänge und Apokalypsen sind bisher ausgeblieben. Die Sintflut war nur eine biblische Legende, der Halleysche Komet ist 1910 an der Erde vorbeigerauscht, statt sie zu zerstören. Auch die Deutung des Mayakalenders, dass die Welt 2012 untergeht, erwies sich als falsch. Auch heute noch wird Angst geschürt, dass die Menschheit demnächst auf ein schreckliches Ende zusteuert. Was ist Panikmache und was davon stimmt? Im Gegensatz zur Zeit der Renaissance ist es heute eher möglich, das Ende der Welt vorherzusagen und zu berechnen.

Herr Moore, irgendwann wird das Ende für die Menschen auf dieser Erde kommen. Wie könnte das aussehen?

Die Erde wird noch etwa während einer Milliarde Jahre bewohnbar sein. Aber die Temperaturen steigen langsam an, weil sich unsere Sonne im Laufe der Zeit weiterentwickelt. In einer Milliarde Jahren wird es auf der Erde kein flüssiges Wasser und keine Atmosphäre mehr geben – bis dahin müssen die Menschen auf einen anderen Planeten umziehen. Die Temperatur der Erde erhöht sich alle 30 Millionen Jahre etwa um ein Grad Celsius. Im Vergleich ist es beachtlich, dass es die Menschen geschafft haben, die Temperatur der Erde im letzten Jahrhundert um ein Grad zu erhöhen – wir sind mit Abstand die größte Bedrohung für das Leben auf der Erde.

Und wie realistisch ist die Zerstörung der Erde durch eine Supernova?

Wir können die Wahrscheinlichkeit einer Apokalypse auf der Erde aufgrund kosmischer Ereignisse wie einem vorbeiziehenden Stern oder einer Supernova in der Nähe berechnen. Diese Risiken sind alle gering, und es gibt keinen Grund, warum unsere Nachkommen in Millionen von Jahren nicht mehr auf der Erde leben sollten.

Wie wahrscheinlich ist denn der Ausbruch eines Supervulkans?

Supervulkane werden mit Sicherheit auftreten – insbesondere, wenn in circa 250 Millionen Jahren unsere Kontinente miteinander kollidieren. Die größte Bedrohung für die Menschheit ist allerdings der Einschlag eines riesigen Asteroiden – es besteht eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb der nächsten 100 Millionen Jahre ein Asteroid von der Größe desjenigen, der die Dinosaurier ausgelöscht hat, auf der Erde einschlägt. Diese Ereignisse sind unvorhersehbar, aber wir hätten vielleicht die Möglichkeit, die Umlaufbahn eines Asteroiden so zu verändern, dass er die Erde verfehlt.

Wie sieht die Zukunft der Menschheit aus, wenn die Erde nicht mehr bewohnbar ist?

Ich denke, da müssen wir Science-Fiction zur Hilfe nehmen, um kreative Ideen für die Zukunft der Menschheit zu finden. Nehmen wir zum Beispiel «The Expanse», (eine Serie, die im 24. Jahrhundert spielt). Das Leben der Erde ist zu Ende und einige Menschen leben zwischen Asteroiden oder auf den Monden von Jupiter und Saturn. Oder Isaac Assimovs «Foundation-Trilogie», die die Menschheit in ferner Zukunft beschreibt, welche die gesamte Galaxie besiedelt hat.

Werden wir in Zukunft den Mond kolonisieren und zum Mars reisen?

Es gibt einen Wettlauf um die Rückkehr zum Mond, und ich kann mir vorstellen, dass China diesen gewinnen wird – sie haben ein sorgfältig durchdachtes Weltraumprogramm. Und wer würde nicht gerne eine Nacht in einem Mondhotel mit Blick auf die ganze Erde verbringen! Der Mars ist viel schwieriger zu erreichen. Ich gehe nicht davon aus, dass wir diese Reise in den nächsten 50 Jahren antreten werden.

Wann und wie wird sich unsere Erde in einen roten Riesen verwandeln?

In sieben Milliarden Jahren wird unsere Sonne das Ende ihres Lebens erreichen, wenn ihr der Fusionsbrennstoff in ihrem Kern ausgeht. Der Kern des Sterns zieht sich dann zusammen und setzt Energien frei.  Die äußere Region der Sonne dehnt sich aus und verschlingt die Erde. Unser Planet wird wieder zu geschmolzenem Gestein, wie er es schon bei seiner Entstehung war.

Können wir in Zukunft außerirdisches Leben finden und Kontakt zu ihm aufnehmen?

Davon gehe ich aus. Ich hoffe, dass in den nächsten Jahrzehnten Leben auf anderen Welten entdeckt wird. Aber intelligentes Leben könnte selten sein, und die Galaxie ist riesig – ich halte die Chancen, dass wir solches Leben finden, für gering, aber wenn es da draußen existiert, wird es uns wahrscheinlich zuerst finden.

Ben Moore, ich danke Ihnen für das Interview.  

(Das Interview hat Ben Moore schriftlich beantwortet und wurde mit Hilfe von DeepL aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.)

Ben Moore ist Professor für Astrophysik an der Universität Zürich und Autor. | Bild: zVg

Ben Moore ist Professor für Astrophysik an der Universität Zürich und Autor. Seine Forschung konzentriert sich auf das Verständnis des Ursprungs und der Entwicklung des Universums und darauf, wie Sterne, Planeten und Galaxien entstehen. Er versteht es zudem gut,  der Öffentlichkeit diese Wissenschaft über verschiedene Medien näherzubringen. Das gelingt ihm mittels dem Schreiben von Büchern auf sehr unterhaltsame Art und Weise. Sein neuestes Buch «Sternenstaub – Die Geschichte des Universums in 42 nie verliehenen Nobelpreisen.» ist aus dem Englischen übersetzt bei Kein & Aber in Zürich erschienen.

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