Garant für das Unkonventionelle – Nachruf auf André Feuz

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25.08.2016
Zehn Jahre hat Pfarrer André Feuz als Co-Leiter an der Offenen Kirche Elisabethen gewirkt. Er war Nachfolger von Pfarrer Hansruedi Felix, der die Kirche 1994 zur ersten Citykirche der Schweiz verwandelt hat mit drei Schwerpunkten: Spirituelles, Soziales und Kulturelles.

Im Herbst 2012 erkrankte André Feuz an Lungenkrebs und unterzog sich zahlreichen Therapien. Auf Sommer 2013 kündigte er seine Aufgabe in der Offenen Kirche Elisabethen und machte einen Traum wahr: Er wanderte im Herbst 2013 nach Thailand aus. Dort ist er vor kurzem an den Folgen der Krankheit gestorben.

Zürich, London, Basel

Der aus Zürich stammende André Feuz durchlief dort alle Schulen und studierte auch in seiner Heimatstadt. Er war längere Zeit tätig als Lehrer, war Beauftragter für ausserschulische Jugendarbeit und erarbeitete religionspädagogisches Unterrichtsmaterial. Ab 1999 nahm er eine Aufgabe an der Swisschurch in London an und gestaltete sie zur Citychurch um. 2003 wechselte er an die Offene Kirche Elisabethen in Basel und bildete sich weiter zum diplomierten Fundraiser und zum Executiv Master of Business Administration. André Feuz hat zahlreiche Ausstellun- gen, Bankette, Modeschauen, Discos, Vorträge und Konzerte organisiert wie zum Beispiel die Ausstellung «Vom Namen zur Nummer – Einlieferungsritual der Konzen- trationslager» oder die Ausstellung zum Basler Staatssarg. Für einige Wochen stand ein Stück der Berliner Mauer vor der Kirche, es war eine Wanderausstellung über ländliche Armut in Südafrika zu sehen oder die Ausstellung zum «Vater unser». Und vom Kirchenturm war für zwei Wochen jede ViertelStunde das Kirchengelächter zu hören statt der Glocken. André Feuz hat viele Gottesdienste gestaltet, zum Beispiel die Gedenkfeier für die Opfer der Tsunami-Katastrophe, die regelmässigen Heilungsfeiern mit den Heilerinnen der Kirche, die Gottesdienste der lesbisch-schwulen Basiskirche, Suizidgedenkfeiern sowie die Schöpfungsfeiern für Mensch und Tier. Legendär geworden sind seine Fasnachtsgottesdienste, die er mit Zürcher Witz bravourös meisterte.

Interreligiöse Gastfreundschaft

André Feuz war die interreligiöse Gastfreundschaft sehr wichtig, sodass ein Festival der jungen Musliminnen und Muslime sowie zweimal eine buddhistische Reliquien-Ausstellung in der Kirche stattfinden konnten. Nachdem Ende November 2009 die Antiminarett-Initiative angenommen wurde, wurde der Kirchturm kurzzeitig zum Minarett «Der Kirchturm der Offenen Kirche ist auch ein Minarett». Mit seiner ruhigen und durchaus verschmitzten Art war er ein Garant für unkonventionelle und schöne Anlässe. In diskreter und doch deutlicher Weise hat er ein breites Netzwerk von Kontakten gepflegt, die dem Profil der Offenen Kirche Elisabethen zugute kamen: ein Ort für Gastfreundschaft zu sein und ein Ort, wo das «Leben in Fülle» (Joh 10,10) Sprache und Gesicht bekommt. Die letzten drei Jahre seines Lebens engagierte er sich im Wesentlichen für ein Schulprojekt für burmesische Kinder (www.farmhouseschool.ch) und machte sich auf die Suche nach Geld für dieses Projekt. Mit Erfolg. In den letzten Wochen ist es ihm gelungen, das Projekt in zuverlässige Hände zu geben. Am 7. Juli ist er an seiner Krebserkrankung gestorben. Wir sind traurig über seinen Tod.  

26.8.2016, Monika Hungerbühler, kath. Co-Leiterin der Offenen Kirche Elisabethen, langjährige Kollegin von André Feuz.

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