Kartoffeltürme für Luzern

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10.03.2020
Die reformierte Kirche lanciert eine unkonventionelle Aktion, um auf die Risiken rund um die Entwicklungen von Saatgut aufmerksam zu machen. Kartoffeltürme, die ab März in Luzern aufgestellt werden, sollen zum Nachdenken anregen.

Das Thema ist bislang in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt – hat jedoch enorme Brisanz. Zunehmend wird Saatgut von Grossunternehmen patentiert. Aufgrund dieser Patente ist es nicht mehr frei zugänglich, was die Überlebenschancen von Kleinbauern auf der ganzen Welt gefährdet. 

Aus diesem Grund widmen «Brot für alle» und «Fastenopfer»/«Partner sein» die diesjährige Kampagne dem Thema Saatgut. Im Kanton Luzern wird sie von einer ökonomischen Arbeitsgruppe der reformierten und katholischen Kirche unterstützt. Diese stellte zahlreiche Überlegungen an, wie auf dieses Thema am besten aufmerksam gemacht werden kann. Herausgekommen ist die «Aktion Kartoffeltürme», die im März startet. 

Gesundes Saatgut in Gefahr
An zahlreichen kirchlichen Orten werden «Kartoffeltürme» aufgestellt. In diesen «Türmen», mit der Grösse eines Kompostgitters, werden Bio-Kartoffeln angepflanzt, über Monate gehegt und gepflegt und schliesslich im August geerntet. «Sie sind ein öffentliches Zeichen für die Unterstützung der Kampagne», sagt Robert Delaquis, Kirchenvorstand der Reformierten Kirche Luzern. «Mit diesen Kartoffeltürmen soll die Bedeutung von gesundem und nachhaltigem Saatgut ins Auge stechen.» 

Die internationalen Zusammenhänge sind schnell erklärt. Traditionelles und regionales Saatgut sichert die Ernährung. 

Existenz von Bauern bedroht
Über siebzig Prozent der Nahrungsmittel weltweit werden von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen produziert. Dafür benötigen sie den Zugang und die Kontrolle über ihre Ressourcen, zu denen auch das Saatgut gehört. Doch gerade dieses ist bedroht durch neue Sortenschutzgesetze. Internationale Konzerne versuchen, das Geschäft mit Saatgut zu monopolisieren. Dies bedroht die Existenz vieler Kleinbauernfamilien weltweit, und langfristig auch unsere Lebensgrundlagen angesichts des Klimawandels und der schwindenden Biodiversität.

Gestartet wird die Aktion am 14. März in der Matthäuskirche. Mit zahlreichen Helfern und Interessierten werden zehn Kartoffeltürme aufgestellt, bestehend aus einem Kompostgitter, drei Kilo Stroh, 600 Litern Gemüseerde, Saatkartoffeln und Fliess. Im Anschluss werden die Kartoffeltürme in zehn Kirchgemeinden aufgestellt wie etwa in Luzern in den Stadtkirchen Weinbergli, Lukas oder Ebikon. Abgerundet wird die Veranstaltung durch zwei Vorträge um 16.30 Uhr. Mercia Andrews, Leiterin eines Bäuerinnen Netzwerks aus Südafrika und Jules Rampini, Biobauer und Theologe aus Ruswil, berichten über die Bedeutung von Saatgut aus nationaler und globaler Perspektive. 

Carmen Schirm-Gasser, März 2020

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