«Vorerst Ergänzung, nicht Ersatz»
Er hat die Grösse eines Kindes, grosse Augen im niedlichen Gesicht, er spricht und wenn ihm eine Frage gestellt wird, antwortet er. «Pepper hat sehr viele menschliche Züge», erklärt Andreas Stöckli, Direktor des Stadtzürcher Hotels. Er wollte wissen, wie Mitarbeiter und Gäste auf den «maschinellen Menschen» reagierten und ob sie agierten.
«Die emotionale Ebene von Pepper fehlt, auch wenn er mit den Augen zwinkert.»
Werde ich nicht mehr gebraucht?
Erstaunt hat den 48-Jährigen das Verhalten der jüngeren Angestellten. Sie seien wider Erwarten zurückhaltend gewesen, hätten diffuse Ängste geäussert, dass eines Tages ihre Arbeit von einem Roboter verrichtet werde, er Konkurrenz sein könnte. «Die älteren Angestellten sahen dem Treiben eher gelassener zu, wohl auch im Hinblick auf die baldige Pension», stellte Stöckli fest. «Viele unserer Kunden arbeiten im digitalen Bereich, hier den Kontakt nicht zu verlieren, ist ein weiteres Ziel.» Auch die Gäste zeigten Skepsis, die sich immer mehr legte und in Faszination umschlug. Die Führungskräfte animierten Pepper zum Sprechen, fragten ihn, wo die Toilette sei, in der Stadt ein gutes Konzert stattfinde. «Pepper lernte laufend, indem er entsprechend programmiert wurde. Schliesslich gab er die Hand zur Begrüssung, Auskunft über touristische Attraktionen der Stadt und ihre Geschichte, Antwort, wenn er nach seinem Befinden gefragt wurde, und er sorgte mit seinem Locomotion-Dance für Klamauk», sagt der in Rorschacherberg wohnende Direktor.
«Unsere Kunden sind offen. Die Tuchfühlung zu ihnen dürfen wir nicht verlieren.»
Viele Möglichkeiten
Der mehrsprachige Pepper zog die Leute in den Bann, fesselte sie. «Die emotionale Ebene von Pepper fehlt, auch wenn er mit den Augen zwinkert.» Ihn so zu programmieren, dass er sich einen Reim aus einem gewissen Verhalten mache, erklärte Stöckli, sei zweischneidig, technisch aber möglich. «Einerseits ist dies sehr kostspielig, andererseits nimmt Pepper unter Umständen aber auch Züge oder Wissen an, die seiner Bestimmung und dem Geschäft nicht dienlich sind.» Noch hat Pepper keinen freien Willen. Langfristig ist aber das Konzept auf den «persönlichen Roboter» mit hundertprozentiger Intelligenz ausgerichtet. «Ich sähe ihn in unserem Betrieb eher als Ergänzung und nicht als Ersatz des Menschen, beispielsweise beim Staubsaugen, um in Zukunft das Zimmermädchen zu entlasten und es anderweitig zu beschäftigen», so Stöckli. Pepper ist nun wieder weg. Aber die Crew des Schweizerhofes bleibt dran. «Wir wollen die Tuchfühlung mit dem Kunden nicht verlieren.»
Text: Katharina Meier | Fotos: Andreas Stöckli – Kirchenbote SG, April 2018
«Vorerst Ergänzung, nicht Ersatz»