Startklar für die neue Amtszeit

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26.05.2016
THURGAU. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Wahlen für die am 1. Juni beginnende Amtszeit 2016 bis 2020 in den 63 Kirchgemeinden der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau abgeschlossen. Zwei neue Präsidentinnen und ein Präsident schildern, wie sie ihre Führungsaufgabe verstehen und was sie sich für ihre Kirchgemeinde erhoffen.

Von Brunhilde Bergmann

Der Hof der Familie Schindler liegt abgelegen. Schindlers gehören zu den wenigen Evangelischen in diesem Muolener Gemeindeteil, der zur Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil-Sommeri gehört. Claudia Schindler, neue Kirchgemeindepräsidentin, fährt oft nach Amriswil und überschreitet dabei Grenzen. Sie wechselt vom Land zur Stadt und von St. Gallen in den Thurgau. In Amriswil ist die Mutter von drei Jugendlichen sehr gut vernetzt. Sie kennt viele Menschen, die hier leben, man kennt sie und sie weiss: «Das ist ein enormer Vorteil, der Vieles erleichtert». Besonders bei einer so grossen Kirchgemeinde, die sich über Gebiete von fünf Politischen Gemeinden erstreckt.

Die ausgebildete Primarlehrerin erteilt Religionsunterricht. Auch als Gottesdienstbesucherin, Leiterin von Frauenfrühstückstreffen, Begleiterin von Kinderlagern und Mitglied der Pfarrwahlkommission ist ihr die Kirchgemeinde bestens vertraut: «Ich schätze unter anderem die ökumenische Zusammenarbeit mit den Katholiken und der Evangelischen Allianz sowie das wohlwollende Umfeld, von Bevölkerung, Politischen Gemeinden und Volksschule». Als besonders wichtig bezeichnet Schindler das gute Einvernehmen und die christlich geprägte Grundhaltung in der Kirchenvorsteherschaft: «Das spiegelt sich auch im grossen Freiwilligenteam wider, ohne dieses eine Kirche kaum funktionsfähig ist.»

Behördenerfahrung hat Schindler in den vergangenen 11 Jahren in der Schulbehörde Amriswil erworben. Eine ihrer wichtigen Leitungsaufgaben im neuen Amt ist es, sich nicht im Tagesgeschäft zu verlieren, sondern die strategische Führung im Auge zu behalten: «Wir sind einem gesellschaftlichen und sozialen Auftrag verpflichtet, deshalb dürfen wir uns als verantwortungsbewusste Laienbehörde auch nicht scheuen, externe Fachpersonen zu konsultieren, wenn es gilt, personelle, bauliche sowie finanzielle Entscheide von grösserer Tragweite zu treffen.»

Handwerker und Kirchenpräsident

Auch die zweitgrösste Thurgauer Kirchgemeinde Kreuzlingen beginnt die kommende Amtsperiode unter neuer Leitung. Thomas Leuch, verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern, ist Konstruktionsschlosser. Er kennt auch das Handwerk auf Führungsebene: Noch kurz überschneiden sich sein Amt als Gemeinderatspräsident von Kreuzlingen und als Kirchgemeindepräsident.
«Als Kirche ein gefragter Dienstleister bleiben oder auch wieder werden. Die oft etwas verstaubte Bibel neu in die Gesellschaft übersetzen und offen sein für suchende Mitmenschen», dies liegt Thomas Leuch besonders am Herzen.

Menschen tragen Kirche
Hüttlingen ist eine der 10 kleinsten Kirchgemeinden. Yvonne Ammann weiss: «Papier allein bringt uns nicht weiter, sondern das konkrete Umsetzen.» Ihr Motto: «Man muss es so einfach machen, dass man es einfach machen muss.»

«Wo immer ein Miteinander geschieht, sei es in gemeindeübergreifender Zusammenarbeit oder wie wir in Hüttlingen unser kirchliches Leben gestalten, entsteht eine Lebendigkeit.», sagt Yvonne Ammann. Sie wünscht, dass sich die Kirchenmitglieder mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Begabungen als Teil der Gemeinde erleben. «Ich sehe es als Aufgabe, hinzuwirken, dass Kirche in der Bevölkerung verankert und für alle erreichbar ist. Als Präsidentin blicke ich mutig in die Zukunft. Gott baut sein Reich und im Vertrauen darauf will ich mitwirken.»

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