Erhellendes über «Meister Lampe»

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23.03.2016
Kein Tier bevölkert einen christlichen Festzyklus intensiver als der Hase die Osterzeit. Wie aber kam «Meister Lampe» zu seinen Eiern – und vor allem: Wie fand er zum Christentum?

Nun hoppelt der Osterhase in Schokolade gegossen also nicht mehr nur im Dienste von Grossverteilern über die Regale, nein, Aldi Deutschland geht seit kurzem einen Hoppel, äh einen Schritt weiter: in die Verkündigung. In einer Broschüre erklärt die Kaufhauskette der Kundschaft, was es mit den christlichen Festtagen vom Hohen Donnerstag bis Ostern auf sich hat. Aldi Suisse tut das nicht. Wir haben verstanden. Für den Kirchenboten ist es deshalb höchste Zeit, in seiner Informationsbroschüre der Kundschaft zu erklären, wie der Hase punkto Ostern läuft und er somit überhaupt in den Regalen von Aldi stehen kann. Voilà.

«Für Simpel und Kinder»
In seiner Abhandlung «De ovis paschalibus – von Oster-Eyern» schildert der Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahre 1682 erstmals, dass der Osterhase in den Gebieten von Oberdeutschland, Pfalz, Elsass und angrenzenden Gebieten sowie in Westfalen die Eier im Gras und in Sträuchern der Gärten versteckt. Er nennt dies «eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet». Simple und Kinder gibt es heute noch, ebenso Ostereier und Osterhasen.

Das verwundert christlich Bewanderte kaum, denn der Hase hoppelt nicht erst durchs Christentum, seit es Aldi gibt, sondern schon zu urchristlichen Zeiten. Er findet sich beispielsweise auf Mosaiken, Gräbern und Tonlampen aus der Zeit des Byzanz. Damals war der Hase das Tiersymbol für Christus. Die Meinung herrschte, der Hase besitze keine Augenlider und schlafe deshalb mit offenen Augen. So wurde er mit Jesus verglichen, der auch durch den Tod nicht entschlafen ist. Ein anderes Bild verglich den Hasen mit dem schwachen Menschen, der sich vor seinen Verfolgern in die Felsen, zu Christus und der Kirche, flüchtet.

Aus Klippdachs wird Hase
Heute sind bei beiden Interpretationen gewisse Vorbehalte angebracht. Hasen haben Augenlider, sogar drei. Sie können die Augen aber nicht ganz schliessen. Tritt dieses Phänomen bei Menschen auf, nennt man diese Erkrankung «Hasenaugen». Die Flucht des schwachen Menschen in die Arme der Kirche Christi wiederum, die laut Matthäus auf Petrus, dem Felsen, gründet, hinkt ebenfalls leicht. Diese Stelle ist findigen Theologen zufolge später eingefügt worden. Die anderen Evangelien, vorab Markus, kennen keine auf Fels gebaute Kirche, sondern nur einen «Felsherrn»: Christus. Einen unverfälschten Felsen finden wir hingegen im Alten Testament im Psalm 104,18 – dafür mit einem falschen Hasen. Der dort fliehende Hase ist eigentlich ein Klippschliefer beziehungsweise Klippdachs, wurde aber von Hieronymus falsch aus dem Hebräischen übersetzt:
«Die hohen Berge sind der Gemsen Zuflucht, und die Steinklüfte der Kaninchen.» (Luther 1912)
«Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht, und die Felsklüfte dem Klippdachs.» (Luther 1984)

Mit Hasen schwanger gehen
Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah, nämlich im Münster von Freiburg im Breisgau. Dort hat Hans Baldung Grien zwischen 1512 und 1516 auf einem Tafelbild des Hochaltars, dem sogenannten Wandelaltar, weisse Hasen als Zeichen der Fruchtbarkeit gemalt. Dargestellt sind auf dem Gemälde die beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth auf einem Spaziergang über Land, zusammen mit den zu ihren Füssen hoppelnden Hasen. Und damit wären wir wieder bei Ostern beziehungsweise den Ostereiern angelangt. Um ihre Symbolik zu verstehen, müssen wir nicht lang rumeiern. Sie stehen für die Fruchtbarkeit in einer Zeit, in der die Natur im Frühling wieder zum Leben erwacht. Diese Fruchtbarkeit wird auch dem Hasen – zu Recht – zugesprochen. Seine Fertilität ist im Tierreich unbestritten. Fazit: Mit den simplen Worten Georg Franck von Franckenaus gesprochen, haben sich zwei Fruchtbarkeitssymbole, die neues Leben verheissen, für Ostern zusammengespannt.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Franz Osswald / Kirchenbote / 23. März 2016

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