«Auf Himmelsdinge gluschtig machen»

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23.01.2023
Sie gehört schon fast zum Inventar: Karin Kaspers Elekes ist seit 2009 Mitglied der Redaktionskommission (Reko) des Thurgauer Kirchenboten. Nun heisst es, die Präsidentin zu verabschieden. Die Theologin blickt zurück.

«Dass ich jetzt meinen Stuhl freimache und mit meinem Pfarrkollegen Lars Heynen einen kompetenten Nachfolger vorschlagen durfte, hat mit meiner Lebensveränderung zu tun», erklärt Karin Kaspers Elekes. Zusammen mit ihrem Mann verlässt die Theologin nämlich die Kirchgemeinde Horn und auch ihren Beruf als Seelsorgerin im Kantonsspital, um Zeit für ihre eigenen wissenschaftlichen Projekte einzusetzen.

 Doch ganz weg ist sie nicht: Kaspers Elekes bleibt dem Kirchenboten für das Korrekturlesen erhalten. Die Anfrage, ob sie ab und zu einen Artikel schreiben könnte, habe sie berührt. «So entsteht eine schöne Gelegenheit, unsere Verbundenheit weiterzuleben.»

Schreiben gehöre schon seit Jugendtagen zu ihr. Im Vikariat habe sie in der Synodalbeilage mitgearbeitet und seither fortwährend in kirchlichen Medien. Immer mit einem Ziel: «Menschen auf die weitere Dimension des Lebens, auf Himmelsdinge und damit auch auf Jesus gluschtig zu machen.»

Wertschätzende Atmosphäre
Wenn Karin Kaspers Elekes auf die vergangenen Jahre zurückblickt, erinnert sie sich an viel Gefreutes. Die Atmosphäre in der Reko sei wertschätzend und kritisch, was sie besonders schätze. Aber auch die Reaktionen von Lesenden haben sie jeweils bewegt. Geärgert habe sie sich selten. Manchmal über Leserbriefe, die das Anliegen des Kirchenboten so gar nicht verstehen wollten. Oder über Tippfehler, doch «das Positive überwiegt bei Weitem».

Kaspers Elekes freut sich, dass die Reko immer wieder neue Wege einschlagen konnte, um «à jour» zu bleiben. Dennoch hält die Theologin an der Printausgabe fest: «Das Digitale ‹verflattert› schnell, die Verweildauern sind kurz, damit einhergehend die Prägezeiten.»

Der Kirchenbote sei ein Teil gelebter Kirche – auch, wenn er von einem Verein getragen und dadurch unabhängig sei. Als Theologin habe sie ihr Herz bei den biblisch-theologischen und den praktisch-theologischen Themen, aber auch Gesellschaftsthemen und Kultur seien ihr wichtig. Und als Seelsorgerin: die Palliative Care. Denn diese sei «ohne Spiritualität, ohne Glauben undenkbar».

Karin Kaspers Elekes wünscht sich, dass die Leserschaft die Vielfalt der Themen und Meinungen auch in Zukunft so schätzt wie bisher. «Der Kirchenbote ‹kocht› keinen ‹Einheitsbrei›, das macht meines Erachtens eine gute Presse aus.»

 

(Jana Grütter)

 

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