Religionsunterricht in den Gymnasien

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28.10.2022
Geht es nach den Landeskirchen, soll Religion in Gymnasien ein obligatorisches Fach werden. Bislang ist das Fach Religion in jedem Kanton anders geregelt. Der Kanton Luzern geht bereits weiter als viele andere.

Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität steht auch für den Religionsunterricht eine Revision an.

Bis Ende September hatten die Landeskirchen Zeit, auf eine Vernehmlassung zu reagieren. Was diese auch taten. Ende September sandten sie ihre Vernehmlassungsantwort ans Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Diese ist verantwortlich für die Revision der Maturitätsanerkennungsverordnung.

Geht es nach den drei Landeskirchen, sollen Schülerinnen und Schüler nicht nur auf Primar- und Sekundarstufe ein Fach besuchen, das sich mit Religionen befasst. Fortan sollen sie das auch im Gymnasium tun. Das haben die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und die Christkatholische Kirche Schweiz (CKK) bekannt gegeben.

Wissen über Religion vermitteln
«Religionen» soll somit künftig zum obligatorischen Unterrichtsstoff werden wie etwa Deutsch, Französisch, Geschichte oder Geografie. Und damit zu einem Grundlagenfach. Das Fach solle Wissen über Religionen vermitteln. Es handelt sich also nicht um konfessionellen Religionsunterricht.

Aktuell ist das Fach Religion in jedem Kanton, ja sogar in jedem Gymnasium individuell geregelt. Der Kanton Luzern geht weiter als viele Kantone. Mit dem Maturitätsanerkennungsreglement aus dem Jahr 1998 ist das Fach Religionslehre in Gymnasien als Ergänzungsfach vorgesehen. Es steht jedoch den einzelnen Gymnasien frei, dieses anzubieten.

Bekenntnisneutraler Unterricht
Bereits seit Mitte der 1990er-Jahre wurde an den Luzerner Gymnasien der Schritt vom konfessionellen zum bekenntnisneutralen Unterricht vollzogen. Bekenntnisneutral bedeutet, dass der Unterricht nicht unter kirchlicher Aufsicht geleitet wird, sondern ein wissenschaftliches Fach darstellt. Die Lehrpersonen haben in der Regel nicht Theologie, sondern Religionswissenschaften studiert.

Alle Schülerinnen und Schüler nehmen am Unterricht in Religionskunde und Ethik teil. Seit 2000 wird im Kanton Luzern an den meisten Gymnasien Religionskunde und Ethik als Ergänzungsfach geführt. Das Ergänzungsfach, das auch als Prüfungsfach gewählt werden kann, als Alternative zu Englisch, führt zu einer Maturitätsnote, die im Zeugnis aufgelistet wird.

In Langzeitgymnasien werden in der 1. und 2. Klasse insgesamt drei Lektionen Religionskunde und Ethik angeboten, zusätzlich zum Unterricht im Maturitätslehrgang (4. bis 6. Klasse), der zwei Lektionen umfasst.

Religion ist beliebt
Die gleiche Dotation im Maturitätslehrgang kennen auch die Kurzzeitgymnasien des Kantons. «Im Bereich Religionskunde und Ethik werden viele Maturaarbeiten geschrieben», sagt Hans Hirschi, Rektor der Kantonsschule Alpenquai Luzern.

Ausgezeichnete Maturarbeiten
Immer wieder werden Maturaarbeiten aus dem Kanton Luzern mit Preisen ausgezeichnet. «Dieses Fach hat einen Stellenwert in unserer Schule, es ist beliebt, und nicht etwa, weil es nicht anspruchsvoll ist.» Er ist überzeugt davon: «Die Lösung, die wir bislang hatten, hat sich bewährt. Religion sollte auch künftig obligatorisch ein Bestandteil der gymnasialen Bildung bleiben.»

Carmen Schirm-Gasser

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