Bodensee-Kirchentag: Rap mit Liebe verpackt

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28.09.2022
Der Schaffhauser Politiker Patrick Portmann rappte mit seinen musikalischen Freunden die Sintflut vom Bodensee-Kirchentag.

Patrick Portmann oder «Sympaddyc», wie er mit Künstlername heisst, ist der einzige Kantonsrat, der Musik macht. Jedenfalls der einzige, der öffentlich und mit Erfolg rappt. Zum Konzert am Bodensee-Kirchentag hat er musikalische Freunde aus der Region mitgebracht: die Sängerin Lydia Mel, einen Kinderchor aus Wilchingen, die Schwestern Jael und Deborah Wyss, den Gitarristen Benjamin Kuziem und den Sänger Saymo’K, um nur einige zu nennen.

Lydia Mel eröffnete das Konzert mit einer gefälligen Rap/Popnummer. Dann rappte Sympaddyc zusammen mit den Kindern aus Wilchingen die Bühne. «Da isch mini Stadt» lautete der Titel des Songs, den Portmann eigens für den Bodensee-Kirchentag geschrieben hat und der zurzeit von neun Schulklassen in der Region eingeübt wird. «Dieser Song ist eine Hommage an den Schaffhauser Liedermacher Dieter Wiesmann und an Schaffhausen», erklärte der Musiker und forderte das Publikum auf, aufzustehen und mitzutanzen: «Niemand ist allein!» Das erklärte Ziel von Sympaddyc sei es, den Rap, der von seinen Wurzeln her «eher männlich geprägt» sei, in eine neue Generation zu führen. «Wir machen deshalb vor allem Mädchen und Frauen Mut zu rappen. Niemand ist zu jung und niemand ist zu alt dafür», so Portmann.

Persönliche Sintflut
Eindrücklich sind die Geschichten, die seine Lieder erzählen, und eindrücklich ist auch, wie er später auf dem roten Sofa, befragt von Liedermacher Clemens Bittlinger, über seine persönliche Sintflut spricht. Mit 30 Jahren erlitt der Schaffhauser einen doppelten Hirnschlag. «Von einem Moment zum anderen hat es mir das linke Bein weggezogen, und ich bin auf den Boden geprallt.» Der gelernte Altenpfleger, der Menschen auch im Sterbeprozess begleitet, erzählt, wie schwierig es für ihn war, wieder Vertrauen ins Leben zu fassen. «Das Ereignis war und ist prägend, auch weil es ohne Vorzeichen gekommen ist. Nach der langen Reha war nichts mehr, wie es vorher war. Ich habe innerlich rebelliert und mit Gott gehadert.» In seinen Texten und in seiner Musik versucht er, das Unfassbare zu verarbeiten. «Ich musste neu herausfinden, wer ich bin, wie ich zu allem stehe. Die Musik hilft mir weiterzugehen, im Wissen darum, dass nichts selbstverständlich ist.»

Die Musik von Sympaddyc und seinen musikalischen Freunden am Bodensee-Kirchentag erzählt von Lebensfreude und einem Gemeinschaftsgefühl, das von der Bühne aus auf das Publikum übergeht. Der stimmgewaltige Sänger Saymo’K trägt ein französisches Lied vor, das von der Liebe handelt. Auch mit «Je t’aime» springt der Funke zum Publikum über, der Sänger singt aus dem Herzen. Auf den «Herzschmerz» folgt eine Interpretation vom bekannten Gospelsong «God ist an awesome». Viele im Publikum singen den Refrain mit. Zum Schluss singen alle Musikerinnen und Musiker zusammen mit dem Publikum nochmals den BOKT-Rap «Da isch mini Stadt». In diesem Moment wird spürbar, was der Kirchentag auch sein kann: ein verbindendes Miteinander, das Pessimismus und Zukunftsangst nicht zuletzt auch durch Musik und Lebensfreude überstimmt.

Adriana Di Cesare

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