Nun muss der Rat einen Aktionsplan vorlegen

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07.09.2021
Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) nimmt den Untersuchungsbericht zur Affäre Locher zur Kenntnis, vertagt jedoch konkrete Massnahmen zur Prävention.

Und plötzlich ging es schnell. Die Zürcher Delegation in der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) stellte in der Sitzung vom 6. September den Antrag, den Untersuchungsbericht zur Beschwerde gegen den zurückgetretenen Präsidenten Gottfried Locher zur Kenntnis zu nehmen und die von der Untersuchungskommission aufgestellten Forderungen als Postulat dem Rat zu überweisen. Eine deutliche Mehrheit stimmte dem Vorschlag zu. Damit vertagte die Synode die Verabschiedung konkreter Massnahmen. «Sorgfalt vor Eile», begründete Liliane Bachmann (Luzern) das Vorgehen.

Aufruf zur Selbstkritik
Die Vorgänge rund um den Rücktritt von Gottfried Locher im Mai 2020 hatten die EKS arg durchgeschüttelt. Eine ehemalige Mitarbeiterin hatte eine Beschwerde eingereicht, in der sie Locher Grenzverletzungen vorwarf. Die Glaubwürdigkeit der Vorwürfe sowie die Behandlung der Beschwerde durch den Rat wurden von einem externen Anwaltsbüro untersucht. Eine von der Synode eingesetzte Untersuchungskommission erarbeitete aufgrund des vertraulichen Berichts eine eigene Stellungnahme, über die am 6. September in Bern nun beraten wurde. 

Eine mutige Frau habe ein System, das sich bereits zuvor in Schieflage befunden habe, zum Einsturz gebracht, sagte Miriam Neubert (Graubünden). Sie rief die Synodalen zur ehrlichen Selbstkritik auf. «Wir haben nicht genau genug hingeschaut.»

Rat entlastet
Der Rat habe den Untersuchungsbericht «mit grosser Betroffenheit» zur Kenntnis genommen, sagte EKS-Präsidentin Rita Famos, die Anfang Jahr die Nachfolge Lochers mit Verzögerung angetreten hatte. Die Ratsmitglieder, die bereits während der Krise im Amt waren, seien sich bewusst, dass sie vieles hätten besser machen können.

Famos betonte aber auch, dass die Untersuchung dem Rat keine Fehlleistungen anlastet. Tatsächlich gesteht der Bericht dem Rat zu, immer die Reputation der Institution Kirche und den Schutz von Persönlichkeitsrechten im Blick gehabt zu haben.

GPK stört die Harmonie
Die Synode debattierte den Untersuchungsbericht inhaltlich nicht, sondern nahm ihn zur Kenntnis. Stellvertretend für viele dankte Lukas Kundert (Basel Stadt) der Untersuchungskommission: «Ich habe höchsten Respekt vor ihrer Arbeit.»

Für Unmut sorgten lediglich die Passagen, in denen die Arbeit der Geschäftsprüfungskommission (GPK) beurteilt wird. So behauptet der Untersuchungsbericht, die GPK habe mit Sabine Brändlin, die noch vor Locher aus dem Rat zurückgetreten und die Beschwerde gemeinsam mit Esther Gaillard behandelt hatte, keine Gespräche geführt. Das sei nachweislich falsch, betonte die GPK. Die Gespräche seien sogar protokolliert.

Mitarbeitende besser schützen
Konkrete Massnahmen zum besseren Schutz der Mitarbeitenden in der EKS sowie die Verbesserung von Kontrolle und Transparenz des Betriebs beschliesst die Synode aufgrund des Aktionsplans, den ihr der Rat nun vorlegen muss. Veränderungen, die in die Kompetenz des Parlaments fallen, wird das Synodebüro erarbeiten müssen.

Die Erleichterung, die Krisenbewältigung in durch institutionelle Abläufe gesicherte Bahnen gelenkt zu haben, war am Ende der Synode spürbar. Die Synodenpräsidentin Evelyn Borer, welche die Sitzung umsichtig und souverän geleitet hatte, sagte, die EKS habe nun ein Stück Vergangenheit hinter sich gelassen und könne «engagiert in die Zukunft schauen». Für ihr Schlusswort erntete sie spontanen Applaus.

Felix Reich, reformiert.info

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