Nachhaltige Auferstehungskirche

min
27.08.2021
Am Sonntag, 14. November, wird die neue Kirche in Bettingen mit Gottesdienst und Gemeindefest feierlich eingeweiht. Damit endet das permanente Provisorium aus den 1960er-Jahren.

Der Neubau einer Kirche ist heute eher eine Seltenheit. Doch er ist möglich, wie das Beispiel Bettingen zeigt. Weichen musste dafür ein Provisorium, das seit Jahrzehnten die Kirchgemeinde geprägt hatte. Die Kapelle Bettingen, umgangsprachlich oft als «Kirchli Bettingen» bezeichnet, stand früher im Neubadquartier in Basel und war eine Missionskapelle der methodistischen Kirche. 1962 kaufte die Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt das Gebäude für 30'000 Franken und versetzte es als Provisorium an die Brohegasse 3 in Bettingen. Dies kostete weitere 45'000 Franken. Die ERK BS schloss mit dem Kanton Basel-Stadt einen Baurechtsvertrag ab, verbunden mit der Auflage, bis 1975 mit dem Bau eines neuen Gebäudes zu beginnen. Ein entsprechendes Projekt wurde allerdings nie konkretisiert. Über die Jahre benutzte die Kirchgemeinde das «Kirchli» weiterhin und stellte es bei Baumängeln instand. Denn die Lage war und ist perfekt: Der ÖV ist nah und der Friedhof nur 200 Meter entfernt.

Mehr Platz
«Als Mitte der 1990er-Jahre Bettingen mit Edi Abel einen eigenen Pfarrer bekam, erhielt das Gemeindeleben Auftrieb», erklärt Pfarrer Stefan Fischer, der 2001 das Pfarramt von Abel übernahm und seinen Wohnsitz nach Bettingen verlegte. «Erstmals wohnte der Pfarrer im Dorf, und das Gemeindeleben wuchs markant. Die baufällige Kirche wurde schnell zu klein für die vielen Gruppen, die sich in der Kirche treffen wollten.»

Engagierte Bettinger Einwohnerinnen und Einwohner setzten sich daraufhin für eine neue Kirche ein. Dank privaten Beziehungen erstellte ein Architekturbüro gratis die Planung einer Kirche. Erste Spenden kamen. Obschon sich dieser Entwurf nicht durchsetzen konnte, nahm das Projekt an Fahrt auf, auch weil die Kantonalkirche mit Kirchenrat Stephan Maurer ins Boot stieg. «Es folgten eine Nutzungsstudie und Gespräche mit dem Bettinger Gemeinderat. Schliesslich entwarf Münsterbaumeister Andi Hindemann eine Kirche, die als Grundlage des heutigen Baus dient», sagt Fischer. «Für die konkrete Umsetzung arbeiteten wir ab 2020 eng mit dem Architekturbüro Glaser Saxer Keller zusammen. Grosse Beachtung schenkte die Bauherrschaft dem Thema Nachhaltigkeit. So installierte sie auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage. «Damit wird die Kirche voraussichtlich mehr Strom produzieren, als sie verbraucht.» Nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit, sondern auch der Kosten wegen wurden die drei ehemaligen Glocken der St.-Markus- Kirche im Turm wiederverwendet. Teile der Küche und alle Tische stammen aus dem ehemaligen Gemeindezentrum Oekolampad.

Langfristige Präsenz
Ungewöhnlich, vielleicht aber auch wegweisend, sei die Finanzierung, sagt Fischer. Die Kantonalkirche erklärte sich bereit, 400'000 Franken an das 3,5-Millionen-Projekt zu zahlen, wenn der Rest anderweitig finanziert werde. Dies sei dann glücklicherweise mittels Fundraising weitgehend gelungen, auch dank dem Beitrag der politischen Gemeinde Bettingen. Mit dem Kirchenneubau erhalte das Dorf Bettingen nun die Chance, das Gemeinde- und Dorfleben noch stärker zu pflegen. Zudem schaffe sich die Kirche langfristig eine Präsenz; sowohl mit ihrem Angebot wie auch in der Mitgestaltung des Dorfbildes, sagt Pfarrer Stefan Fischer.

Toni Schürmann

Unsere Empfehlungen

Kunstwerke als Botschafter eines bedrängten Landes

Kunstwerke als Botschafter eines bedrängten Landes

Die Ukraine kämpft um ihr Überleben. Auch die Kunst des Landes leistet ihren Beitrag dazu. Das Kunstmuseum Basel präsentiert derzeit in der Ausstellung «Born in Ukraine» eine Auswahl bedeutender Werke aus der Kyjiwer Gemäldegalerie, dem nationalen ukrainischen Kunstmuseum.
Frauen mit einem abenteuerlichen Herzen

Frauen mit einem abenteuerlichen Herzen

170 Jahre nach der Gründung des Diakonissenhauses Riehen beleuchtet eine Ausstellung mit Fotos und Texten die Geschichte der Kommunität. Sr. Delia Klingler lebt seit 2017 als Schwester hier. Der Kirchenbote hat mit ihr die Ausstellung besucht.