Drei himmlische Symbole

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27.04.2021
Taube, Feuerzunge und Wind haben alle einen Bezug zum Himmel und zu Pfingsten. Was steckt sonst noch dahinter?

Taube
Vögel stehen für die Beziehung zu einer anderen Welt. In einem indischen Sprichwort heisst es: «Der Glaube ist der Vogel, der schon singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.» Oft symbolisiert ein Vogel auch die menschliche Seele. In der christlichen Symbolik hat die Taube eine besondere Bedeutung. Sie ist Zeichen des Heiligen Geistes. So wie die Taube immer zurückfindet, bringt uns der Geist Gottes immer zu unserem Ursprung zurück. In der biblischen Sintfluterzählung schickt  Noah eine Taube aus. Sie kommt zurück mit einem Ölzweig im Schnabel und verkündet damit das Ende der Sintflut; ein Urbild der Hoffnung und des Friedens. Die Taube kennt durch ihren Flug die Welt in ihrer Vielfältigkeit und Weite; ihr Wesen gilt als sanftmütig, edel, rein, himmlisch, arglos. Im alttestamentlichen Kult wurde sie deshalb zur Reinigung und Heilung geopfert. Ihr Girren wird bei den Propheten mit der schluchzenden Klage des Menschen verglichen. Bei der Taufe Jesu kommt der Heilige Geist in Form einer Taube auf ihn hernieder. (Mt 3,16) Als Jesus die Jünger losschickt, das Reich Gottes zu verkündigen, gibt er ihnen mit auf den Weg: «Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben» (Mt 10,16) – also besonnen und nüchtern, aber auch ohne Berechnung und falsche Tricks.

 

Feuerzungen
Das Gottesbild im Alten Testament ist vielschichtig. Feuer ist dasjenige Element, das Gott am nächsten kommt. Gott erscheint Mose im brennenden Dornbusch (Ex 3,2) und im Feuer auf dem Berg Sinai (Ex 24,17). Gott offenbarte sich von Feuer umgeben dem Jesaja, Ezechiel und Johannes. Der Herr führte sein Volk mit einer Feuersäule durch die Wüste. (Ex 13,21) Gott wird im Alten Testament mit dem Feuer verglichen: einerseits wegen der Herrlichkeit und Lichtgestalt, andererseits in Bezug auf seinen Zorn gegen die Sünde. Am Pfingsttag kamen «Zungen, zerteilt und wie von Feuer» auf die Apostel und erfüllten sie mit dem Heiligen Geist. (Apg. 2,1-13) Sie fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Die Feuerzungen symbolisieren Kraft und Energie des Heiligen Geistes. Im Kraftfeld des Geistes können Menschen sich schöpferisch verändern. Die Zungenrede im Pfingstgeschehen steht dafür, dass der Betreffende den Heiligen Geist empfangen hat. Nach der Auffahrt Christi sind die Feuerzungen das Wunderbare am Pfingstereignis. Sie verkünden die Taten Gottes in allen Sprachen und allen Völkern und Nationen.

 

Wind
Die Rede vom Geist Gottes oder vom Heiligen Geist geht auf das alttestamentlich-hebräische «ruach» beziehungsweise das griechische «pneuma» zurück. Die Worte  bedeuten: Wind, Hauch, Atem. Dem Begriff Geist haftet also etwas Diffuses, Unbestimmtes an. Wo vom Geist die Rede ist, bedarf es der Unterscheidung der Geister: Es gibt den menschlichen Geist, den bösen zerstörerischen Geist, der Saul überfiel, und den Geist Gottes. Der Unterschied zwischen dem Geist Gottes und dem Geist der Welt zeigt sich darin, dass der Geist Gottes der Liebe Raum gewährt, die in Jesus konkret geworden ist. Der Geist Gottes ist schöpferisch, lebensfördernd, befreit zur Wahrheit, leitet Menschen in die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes. Zu Pfingsten geschah ein Brausen am Himmel, ein Zeichen für den  Heiligen Geist. Die Analogie von Geist und Wind zeigt aber auch seine Unverfügbarkeit an. Der Heilige Geist ist nicht Habe von Menschen, sondern Gottes freie Gabe und kann nur auf dem Gnadenweg erlangt werden. Die Wirkungen des Heiligen Geistes aber sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. (Gal 5,22)

 

(Rosemarie Hoffmann)