Schutzengel geben uns Halt in einer unsicheren Welt

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27.11.2020
«Engel verbinden unsere Welt mit der Welt Gottes», sagt Pfarrerin Annemarie Pfiffner. Ihr Vortrag «Engel, das unsichtbare Wesen» vor den Kerenzer Senioren musste wegen Corona abgesagt werden. Dennoch gab sie uns Auskunft.

«Engel sind Boten Gottes.» - «Was wäre unsere Welt ohne Engel? Nicht auszuhalten.» Dies sind zwei Antworten auf eine Kurzumfrage zu Engeln. Das Thema interessiert, fasziniert, berührt die Menschen. Weshalb beschäftigt sich Pfarrerin Annemarie Pfiffner damit? «Ich finde es gut, nach Engelsspuren in unserem Leben zu suchen. Das ist heilend und heilsam, finde ich. Es ermöglicht, trotz Verletzungen und Mangelerfahrungen zu überleben, gesund zu bleiben und die eigene Lebensspur zu finden», so die Kerenzer Pfarrerin.

Welche Bedeutung haben denn Engel für sie persönlich? «Der alte Mann beim Christbaumverkauf in meiner Kindheit erzählte mir, dass des Nachts, wenn alle Menschen fort seien, rund um die Christbäume ein einziges Engelsgeschwirr sei. Damit stand für mich ausser Frage, dass die Engel wirklich hier auf die Erde kommen. Sie waren für mich heilig, und ich glaubte› an sie. Heute weiss ich natürlich, dass sie nur das Medium sind, das uns die segnende Botschaft Gottes leichter erkennen lässt, da wir uns Engel besser vorstellen können als Gott.»

Eigenständige Wesen mit freiem Willen

Laut Annemarie Pfiffner begegnen Engel in der Bibel den Menschen zum grossen Teil in Menschengestalt, also ohne Flügel. Eine Ausnahme sind zum Beispiel die Cherubim und Seraphin, die wir aus dem Kirchgesangsbuch-Lied «Grosser Gott wir loben dich» kennen.

Alle Engelswesen sind in der jüdisch-christlichen Tradition eigenständige Wesen mit freiem Willen, geschlechtslos, unsterblich, also ohne Geburt und ohne Tod, heilig in ihrem Verhalten, erfüllt von übermenschlichem Wissen und in der Lage, sich blitzschnell überall hin zu bewegen.

«Überall da, wo Engel auftreten, scheint ein kleines Stück himmlische, jenseitige Welt in unser Leben hinein», so die Pfarrerin. Deshalb sei auch der Weg Jesu auf dieser Erde – da in ihm Gott gegenwärtig ist – von Engeln begleitet.

Erahnen, dass da noch etwas Grösseres ist

Am besten kennen wir wohl die Schutzengel. Im Matthäus-Evangelium Kapitel 18,10 sagt Jesus: «Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Geringen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Antlitz meines Vaters im Himmel.» Damit ist uns laut Annemarie Pfiffner verheissen: Jeder einzelne noch so unbekannte, unbeachtete, einfache Mensch steht unter dem besonderen Schutz Gottes.

«Obwohl wir trotz unserer Schutzengel immer wieder in Gefahr geraten und manchmal darin sogar umkommen, geben sie uns Halt mitten in einer unsicheren Welt, lassen uns vertrauen und erahnen, dass da noch etwas Grösseres ist, das uns beschützt.» Die Vorstellung der Schutzengel sei so weit verbreitet, dass sie wohl in jeder menschlichen Seele zu finden sei. Auch wenn heute viele nicht mehr an Gott glaubten oder sich schwertäten, mit Gott in eine persönliche Beziehung zu treten, so vertrauten doch viele ihrem Schutzengel. «Für mich ist das auch Glaube an Gott; eine Art ‹suchender› Glaube. Durch die Engel macht sich Gott uns bemerkbar, wird seine Liebe konkretisiert. Sie verbinden unsere Welt mit der Welt Gottes.»

Deshalb also mögen wir die Engel so sehr, da sie uns begreiflicher sind als das Wesen Gottes, das wir nie richtig erfassen können. «Durch die Engel erfahren wir auf menschliche Art und Weise seine Nähe», so die Pfarrerin.

Madeleine Kuhn-Baer