Kirchensteuer: Ungewisse Zukunft

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29.10.2020
Dank der Umstellung beim Einzug der Kirchensteuern spart die reformierte Kirche Kosten. Welche Auswirkungen das Corona-Virus auf die Steuereinnahmen haben wird, ist noch nicht abschätzbar.

«Ich freue mich ausserordentlich, dass wir nun das Geld für Soziales statt für Software einsetzen können», sagte Kirchenratspräsident Lukas Kundert mit spürbarer Erleichterung im Mai 2019, unmittelbar nach Bekanntwerden des Abstimmungsresultates zur Teilrevision des Steuergesetzes. Damals sprachen sich die Basler Stimmberechtigten mit grossem Mehr dafür aus, dass der Kanton Basel-Stadt künftig im Auftrag der öffentlich-rechtlich anerkannten Basler Kirchen die Kirchensteuern einziehen kann. Bei einem Nein der Stimmberechtigten hätten die drei Kirchen und die Israelitische Gemeinde Basel eine eigene Steuersoftware programmieren lassen, eine Art kirchliches Steuerzentrum betreiben und dafür viel Geld investieren müssen.

Erfolgreiche Umstellung
Gemäss Auskunft von Alexander Kohler, dem Verantwortlichen für Steuern und Mitgliederdienste der Evangelisch-reformierten Kirche Basel- Stadt, habe die Umstellung auf das neue Steuersystem gut funktioniert. Welche Effekte die Umstellung habe, könne man noch nicht sagen, dafür sei es zu früh. «Unsere Mitglieder werden im Rahmen des Rechnungsversands der Kirchensteuern 2020 über die bevorstehende Änderung des Steuereinzugs informiert», sagt Kohler. Der Steuereinzug für die quellenbesteuerten Mitglieder werde bereits seit Anfang Jahr durch den Kanton Basel-Stadt durchgeführt.

Auswirkungen der Corona-Pandemie
Hingegen ist die Reformierte Kirche Basel-Stadt mit einer Herausforderung konfrontiert, die man zum Zeitpunkt der Steuerabstimmung nicht vorhersehen konnte. Der unerwartete Ausbruch der Corona-Pandemie schränkte seit März 2020 nicht nur das öffentliche Leben in Basel- Stadt stark ein. Die Kirche muss damit rechnen, dass als Folge der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse die geringeren Einkommen künftig zu tieferen Steuererträgen führen werden. Da die Steuereinnahmen erst im Folgejahr fällig werden, wirken sich die Steuerausfälle im Kirchenhaushalt erst im Jahr 2021 aus. Im 2020 kann die Kirche noch von der einjährigen Schonfrist profitieren. So sagt denn Matthias Zehnder, Informationsbeauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt: «Die Steuerprognosen für 2020 entsprechen dem Budget. Wie bei den Kantonalsteuern werden die Corona-Effekte durch die Folgen der Topverdienersteuern kompensiert. Kantonal kommen noch die Zuwanderer dazu, allerdings schenken diese bei uns nicht ein. Deshalb ist unsere Prognose für 2020 zwar nicht ganz so gut wie die des Kantons, aber sicher kein Corona-Horror-Szenario.»

Die Entwicklung der künftigen Steuereinnahmen sei aufgrund der grossen Unsicherheiten, die mit dem Corona-Virus einhergehen, schwierig zu prognostizieren. Wie hoch oder tief die Steuereinnahmen effektiv ausfallen werden, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

Toni Schürmann

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