Affäre Locher: Endlich Fakten!

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16.06.2020
Nach den Rücktritten von Ratsmitglied Sabine Brändlin und Ratspräsident Gottfried Locher kamen an der Synode der Evangelischen Kirche Schweiz EKS Fakten auf den Tisch. Ob ihre intime Liaison die Aufarbeitung der Vorwürfe der Grenzverletzung beeinflusst hat, wird nun untersucht.

Am 23. April trat Sabine Brändlin aus dem Rat der EKS zurück. Am 27. Mai gab der Rat den Rücktritt von Präsident Gottfried Locher bekannt. Das gab zu medialen Spekulationen Anlass, die Faktenlage war dürr. Bis zur Synode vom 15. Juni.

Grenzverletzungen benannt
Laut Informationen des Rates ging im November letzten Jahres eine Beschwerde bei Esther Gaillard ein, Vizepräsidenten des Rates der EKS. Eine ehemalige Angestellte der EKS (damals SEK) berichtete von einer Beziehung zu Gottfried Locher und benannte laut GPK-Bericht verschiedene Gegebenheiten als «Grenzverletzungen». Die Beschwerde ist nun Gegenstand einer externen Untersuchung durch die Zürcher Anwältin Christine Baumgartner. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Keine Frage der Sexualmoral
Gaillard bezog im Januar 2020 Ratsmitglied Sabine Brändlin in die Behandlung der Beschwerde ein. Am 13. April 2020 unterbreitete sie die Beschwerde dem Rat. Locher trat in den Ausstand. Am 17. April informierte Brändlin den Rat über eine intime Liaison mit Gottfried Locher, wie Ratsmitglied Ulrich Knoepfel die Synode in einer privaten Mitteilung aufklärte. Die Liaison habe nach seinem Kenntnisstand bis Oktober 2019 bestanden. «Danach habe ich beide mündlich aufgefordert, ihr Amt zur Verfügung zu stellen.» Es gehe ihm nicht um Fragen der Sexualmoral, sondern um die Vermischung von Beruflichem und Privatem. «Es darf vermutet werden, dass die Ratsarbeit unterschwellig durch sachfremde Interessen beeinflusst worden ist.»

Es gibt noch Fragen
Dass die Angelegenheit an der Synode öffentlich wurde, war keineswegs selbstverständlich. Ein Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit erhielt zwar eine einfache Mehrheit, scheiterte aber knapp am geforderten Quorum von zwei Dritteln. Unklar bleibt, weshalb Gaillard laut GPK-Bericht bereits im Januar 2020 von der Beziehung zwischen Locher und Brändlin erfuhr und daher über ihre mögliche Befangenheit in der Causa Locher wusste, diese Information dem gesamten Rat aber bis zum 17. April 2020 vorenthielt.

Stefan Degen, kirchenbote-online

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