«Jugendliche sind die Zukunft der Kirche»

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05.03.2020
2001 kam Britta Pollmann erstmals nach Basel. Seither hat sie die Stadt am Rheinknie nicht mehr losgelassen. Als Jugendarbeiterin möchte sie die jungen Menschen fürs Gemeindeleben gewinnen.

Zurück vom Schnee-Weekend mit Jugendlichen im Pizol-Gebiet ist Britta Pollmann voller Sauerstoff und Energie. Die 43-Jährige aus Bonn liebt die Vielfalt und Abwechslung. «Der Kontakt mit verschiedensten Menschen weitet täglich meinen Horizont und lässt mich neue Perspektiven entdecken», sagt Pollmann. Diese Neugier spiegelt sich auch in ihrer Ausbildung und dem beruflichen Werdegang. Nach zwei abgeschlossenen Studien (Biologie und Archäologie) und Promotion an der Universität Basel ist Pollmann aktuell in einem 40-Prozent-Pensum für die Jugendarbeit der Münstergemeinde tätig. Zusätzlich arbeitet sie im Bereich Kommunikation und Kulturvermittlung für verschiedene Auftraggeber, beispielsweise für das Historische Museum Basel. 

Von Basel begeistert
Seit nunmehr bald zwanzig Jahren ist Britta Pollmann die Stadt Basel ans Herz gewachsen. «Ich mag Basel, weil es modern, weltoffen, vielsprachig und bunt ist.» Im Gegensatz zu Berlin sei die Stadt überschaubar, habe einen wunderschönen historischen Kern und verfüge über ein tolles kulturelles Angebot. Pollmann mag es, draussen in der Natur zu sein oder am Rheinufer die Abendsonne zu geniessen. Sie liebe Basel auch wegen der Menschen, denen sie hier bereits begegnet sei, und sie freue sich auf die Begegnungen, die noch kommen. 

Werte weitergeben
Bereits Anfang der 1990er-Jahre konzipierte Britta Pollmann Kindergottesdienste und half bei der Planung von Familiengottesdiensten und in der Jugendarbeit mit. Seit Mitte der 90er-Jahre engagierte sie sich zusätzlich als Jugendleiterin im Rheinischen Landesmuseum Bonn. 
In Basel will sie bei ihrer Arbeit den Akzent auf den Einbezug der Jugendlichen in die Kirchgemeinde setzen. «Jugendliche sollen wieder lebendige und sichtbare Steine im Gefüge des Basler Münsters sein, denn sie sind wichtig für die Zukunft der Kirche.» Sie sollen am Gemeindeleben teilnehmen, es aktiv mitgestalten und sich vernetzen. 
Die Jugendarbeit könne dafür die richtige Plattform bieten. «Ich sehe meine Aufgabe darin, das Potenzial der Jugendlichen zu erkennen und sie in ihrem eigenverantwortlichen Handeln zu fördern», sagt Pollmann. «Em-powerment» heisst das heute auf Neudeutsch. Pollmann sind dabei der respektvolle und wertschätzende Umgang, die Verlässlichkeit und das Verantwortungsbewusstsein wichtig. «Gerne möchte ich diese Werte der nächsten Generation mit auf den Weg geben.» Der grösste Motivationsfaktor sei für sie die Freude. Wenn gemeinsam Anlässe und Lager realisiert werden können und eine gute Stimmung herrsche, dann würden sich die Jugendlichen gegenseitig begeistern.

Weniger Geld als Chance begreifen
Die Arbeit mit den jungen Leuten mache ihr viel Spass. Dazu komme die Vielseitigkeit ihrer Aufgaben, die neben Organisationstalent auch ein hohes Mass an Kreativität und Flexibilität erfordere.
Manchmal empfinde sie das volle Schul- und Freizeitangebot der Jugendlichen als Herausforderung, aber sie glaube nicht, dass es eine Konkurrenz zu dem sei, was die Jugendarbeit inhaltlich anzubieten habe. Sie ermutige jeweils die Jugendlichen, einfach in dem Umfang mitzumachen, der für sie möglich ist. So hätten beispielsweise einige im Vorfeld bei der Organisation des Schnee-Weekends mitgeholfen, während andere sich später im Lagerhaus engagierten. «Ich möchte den Jugendlichen Wege aufzeigen, wie man Ziele auf andere Art und ohne den sonst allgegenwärtigen Leistungs- und Termindruck erreichen kann», unterstreicht Pollmann.
Angesichts der rückläufigen finanziellen Möglichkeiten der Kirche ist auch die Jugendarbeit mit schmaler werdenden Budgets konfrontiert. «Zur Finanzierung meiner Stelle, für Anlässe, Projekte und Lager sind wir auf externe finanzielle Mittel und die Unterstützung durch Freiwillige angewiesen», sagt Britta Pollmann. Jugendliche frühzeitig in die Orga-nisation und Abläufe miteinzubinden, sei daher auch unter diesem Aspekt wichtig. Allerdings könne man weniger Geld auch als Chance begreifen, um sich das Wesentliche vor Augen zu führen und mit Kreativität und Einfallsreichtum Dinge zu erreichen, die zuvor ausserhalb des eigenen Horizontes lagen. «Wer, wenn nicht die Kirche, kann zeigen, dass es nicht nur auf das Geld ankommt?», sagt Pollmann und lächelt.

Toni Schürmann, 5. März 2020

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