Flüchtlinge helfen, Ordnung zu schaffen

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31.12.2018
Von den gegenwärtig 88 Asylbewerbern mit dem sogenannten «N Ausweis» arbeiten etliche in den drei Gemeinden mit. Sei es im Forst oder beim Strassenunterhalt. Ihre Arbeit stösst bei der Bevölkerung auf viel Sympathie.

Für rund sechs Monate werden sie zusammen arbeiten: der 26-jährige Fahim aus Afghanistan und der 20-jährige Mahmud aus Syrien. Sowie zwei weitere Asylsuchende, die sich in einem laufenden Asylverfahren befinden und somit den «Ausweis N» besitzen.

Fahim und Mahmud besammeln sich früh am Morgen beim Volksgarten. Hannes Jacober vom Werkhof Glarus rüstet sie mit den nötigen Werkzeugen aus und verteilt die Aufgaben. Er erzählt, dass der beliebte Park im Sommer deutlich arbeitsaufwändiger gewesen sei. Viel mehr Abfall als zu Beginn der kälteren Jahreszeit habe es gegeben. Jeden Morgen waren etliche Säcke voller Müll zu entsorgen. Im Sommer arbeiten deshalb acht Flüchtlinge mit.

Nun gibt es weniger Arbeit: Laub, vereinzelte Papierabfälle und Zigarettenstummel unter den Bänken sind in viel kürzerer Zeit zusammengesammelt. Und diese Arbeit wird sich wiederum bald ändern. Dann kommt der Schnee, und die Arbeiter, die zu einem bescheidenen Tageslohn angestellt sind, werden sich auch mit dem Schneeräumen auseinandersetzen.

Fahim lebt seit knapp drei Jahren in der Schweiz, davon zweieinhalb Jahre im Glarnerland. Momentan ist er im Asylzentrum in Niederurnen untergebracht. In seiner Heimat war er Lastwagenfahrer. Er erzählt, wie dieser Beruf nur entfernt jenem in der Schweiz ähnelt. Wenn er die Berge sieht, wird er an seine Heimat erinnert. Vor drei Wochen starben seine Mutter und ein Bruder bei einem Bombenanschlag. Das traf ihn hart; er muss Psychopharmaka nehmen und ist froh, arbeiten zu können.

Mahmud lebt seit einem halben Jahr im Glarnerland. Er wohnt im Durchgangsheim Rain in Ennenda – wie alle Neuankömmlinge. In seiner Heimat studierte er Ökonomie. Die Arbeit findet er nicht streng. Als ein paar Flüchtlinge vorbeigehen, wird gerufen und gewunken. Beide sagen, dass die Bevölkerung ihren Einsatz schätzt und man sehr freundlich mit ihnen sei.

Etwas Sinnvolles tun

Santo Costanza, seit 2014 Abteilungsleiter Werkhof, ist von deren Arbeit sehr angetan. Dank Hannes Jacober sei man davon abgekommen, die Asylanten nur fürs Jäten einzusetzen. «Jetzt sind sie vollwertige Arbeitskräfte, welche die Chance haben, etwas Sinnvolles zu tun.» Es sei eine Bereicherung für alle, und die Flüchtlinge würden auch mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. «Wir werden von der Asylbetreuung informiert, wer sich für eine Arbeit interessiert.»

In Glarus Süd sind laut Auskunft von Adolf Tschudi, Departementsleiter Wald und Landwirtschaft, gewöhnlich bis zu zwölf Asylbewerber im Einsatz. Diese helfen beim Strassen- und Wegunterhalt, bei Säuberungen, Schlagräumungen sowie bei der Neophytenbekämpfung und der Brunnenreinigung. In Glarus Nord sind sechs Plätze für diese Arbeiten vorgesehen. «Zurzeit sind jedoch nur vier Plätze belegt», weiss Patrik Rhyner, Einsatzleiter Wald und Landwirtschaft.

«Beschäftigungsprogramme sind wichtig»

Die Asylkoordinatorin Chistine Saredi erzählt von insgesamt 88 Klienten und Klientinnen mit dem Ausweis N, welche vor allem aus den Ländern Afghanistan und Syrien zu betreuen sind. Die Asylgesuche aus Eritrea würden zurückgehen. Immer noch gibt es aber auch vereinzelt Asylsuchende aus Sri Lanka und aus Ländern des mittleren Ostens.

«Die Beschäftigungsprogramme sind ein wichtiger Bestandteil der Asylbetreuung», so Christine Saredi. Sie seien ein erster Schritt zu einer gelungenen Integration. Die Asylsuchenden erhalten eine Tagesstruktur – was ihrer psychischen und physischen Gesundheit dient –, sie können die neu zu lernende Sprache im Alltag üben, und es erleichtert die Wartezeit bis zum Asylentscheid. «Zudem sind die Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl und ihre Integrationsmotivation wertvoll.»

Die Zusammenarbeit zwischen Kanton und Gemeinden funktioniert seit vielen Jahren bestens. Neben den Gemeinden arbeitet die Asylbetreuung noch mit zwei weiteren externen Anbietern zusammen. Eine damit gebotene Tagesstruktur habe gerade auch für psychisch angeschlagene und traumatisierte Asylsuchende wie Fahim eine stabilisierende Wirkung, weiss die Asylkoordinatorin.

Irène Hunold Straub