Steuerreform wird die Kirche beschäftigen

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29.11.2018
Die anstehende eidgenössische Steuervorlage 17 wird auch die Reformierte Kirche Kanton Solothurn treffen. Die Synode verabschiedete das Budget 2019, das letzte vor den grossen finanziellen Umstellungen.

An der Herbstsynode der Reformierten Kirche Kanton Solothurn in Dulliken stellte Finanzvorstand Markus Leuenberger den Voranschlag und den Finanzausgleich 2019 vor. Das Budget sei ein spezielles. Es sei der letzte Voranschlag nach dem alten Modus, denn das Ende des Finanzausgleichs stehe bevor, erklärte der Synodalrat. Anfang des nächsten Jahres debattiert der Kantonsrat über den Beitrag, den die öffentlich-rechtlich anerkannten Kirchen vom Kanton erhalten. Der Solothurner Regierungsrat hat dafür 10 Millionen Franken vorgesehen. 
Das bestätigte Dieter Altenburger, Leiter vom Amt Kirchenwesen beim Kanton. Altenburger betonte in seinem Grusswort des Regierungsrates die guten Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Im Frühjahr komme die Finanzvorlage vor den Kantonsrat, 2020 werde sie umgesetzt. Genaueres lasse sich im Moment noch nicht sagen. 
Altenburger bedauerte es, dass das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz aus finanziellen Gründen die Rechtsberatungsstelle für sozial Benachteiligte in Aarau schliesst. Dem stimmte Verena Enzler zu. Die Synodalratspräsidentin forderte die Kirchgemeinden auf, ihre Heks-Spenden direkt an die Regionalstelle Aarau zu überweisen. Darüber hinaus informierte Enzler, dass im Januar das neue Palliative-Care-Konzept vorgestellt werde. Die Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden sei eine der vielen Aufgaben, welche die Kirchen für die Allgemeinheit erbringen. Wenn die Kirchen diese mit all ihren Freiwilligen nicht mehr leisten können, müsste der Kanton einspringen. Wie Studien zeigten, würde dies ein Mehrfaches kosten.

Mission ernst nehmen
Seit den letzten Jahrzehnten leiden die Kirchen in Europa unter Mitgliederrückgang. Wie die ostdeutschen Kirchen damit umgehen, stellte der Oltner Pfarrer Uwe Kaiser den Synodalen vor. Seine These lautet: «Kirche kann trotz widriger Umständen eine Ausstrahlung haben.»
Uwe Kaiser hat in seinem Sabbatical Mecklenburg-Vorpommern besucht, in dem die Christen eine Minderheit bilden. Nur 8 Prozent gehören der lutherischen Kirche an. Prägend für dieses Land waren der Nationalsozialismus, die DDR-Zeit und auch die Wende. Das weitläufige Gebiet leidet unter einer starken Abwanderung, viele Junge und gut Ausgebildete ziehen in den Westen oder nach Berlin. Zurück bleiben die ältere Generation und etliche, die sich heute als Verlierer der Wende sehen.  Kaiser studierte in den drei Monaten an der Theologischen Fakultät Greifswald und dem Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, IEEG. Mission müsse wieder zu einem Thema werden, forderte Kaiser. Die oftmals berechtigte Kritik an früheren Missionsstrategien werde durch den heute üblichen Missionsbegriff aufgehoben: «Nicht wir sind es, die andere missionieren, sondern Gott selber ist am Werk! Und wo wir sein Wirken sehen, sind wir zur Mitarbeit aufgerufen», so der Oltner -Pfarrer. Das bedinge zuerst ein «aktives Hinsehen und Wahrnehmen der Bedürfnisse unserer Mitmenschen». Der Glaube müsse sich im alltäglichen Zusammenleben bewähren. «Darin könnte den anderen Menschen bezeugt werden, dass Gott sie ansprechen möchte – was durchaus Unruhe stiften kann. Die Mitte bildet immer Jesus Christus», so Uwe Kaiser. Aus diesen Erfahrungen sollten die Kirchen dann neue Projekte und Ausdrucksformen entwickeln. «Bewährtes soll neben Neuem bestehen können. Es braucht aber auch den Mut, manche alten Zöpfe abzuschneiden», forderte Uwe Kaiser. «Das Schrumpfen der Kirche macht Konzentration nötig. Nicht mehr alle Kirchgemeinden können alles anbieten.»

Tillmann Zuber, 29. November 2018

 

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