Das Klima schützen, ohne zu moralisieren

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18.10.2018
Der Sonderbericht des Uno-Weltklimarats fordert «nie dagewesene Veränderungen», um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden. Kurt Zaugg-Ott, Leiter der Fachstelle «oeku Kirche und Umwelt», sieht die Kirchen in der Pflicht.

Am 8. Oktober präsentierte der Uno-Weltklimarat IPPC der Weltöffentlichkeit den Sonderbericht zur Erderwärmung. Laut den Forschern bleiben der Menschheit nur zehn Jahre Zeit, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bereits bei einer Erwärmung von 2 Grad ist mit dem Beginn eines unumkehrbaren Abschmelzprozesses der Eisschilde Grönlands und der westlichen Antarktis zu rechnen.

Bis zu drei Millionen Menschen sind dann durch Überflutungen der Küsten gefährdet und bis zu zwei Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen. 20 bis 30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten würden mit hoher Wahrscheinlichkeit aussterben. Die Forscher fordern «schnelle und weitreichende Veränderungen» bei der Energieerzeugung, dem Städtebau, im Verkehrs- und Bausektor sowie der Industrie.

Die Klimafragen beschäftigen auch die Kirchen. So haben der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK, die Christkatholische Kirche der Schweiz sowie die Schweizer Bischofskonferenz den Bundesrat anlässlich der Klimagipfel in Kopenhagen (2008) und Paris (2015) aufgefordert, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Doch was können die Kirchen selber tun?

Nicht die Apokalypse beschwören
Die Kirchen sollten sich dafür einsetzen, dass weniger Treibhausgas ausgestossen werde, sagte der Zürcher Theologe Markus Huppenbauer gegenüber ref.ch, doch «ohne apokalyptische Visionen zu beschwören oder Verhaltensvorschriften zu erteilen». Denn die Kirchen seien keine Spezialisten für Klimafragen und die Bibel kein Klimaschutzratgeber. Natürlich müsse man dafür sorgen, dass künftige Generationen einen lebenswerten Planeten vorfinden, meinte der Ethiker. Er warnt aber davor, die Menschen mit «Appellen zu globalem Handeln» zu verunsichern. «Die Kirchen sollten sich nüchtern zwischen Apokalypse und Resignation platzieren.»

Konkret können die Kirchen einiges beitragen zum Schutz des Klimas, meint Kurt Zaugg-Ott, Leiter der Fachstelle «oeku Kirche und Umwelt». Er fordert die Kantonalkirchen und die Kirchgemeinden auf, zu handeln. Etliche täten dies bereits. «Es gibt einige Kantonalkirchen und Kirchgemeinden, die ökologisches Handeln fördern und vorantreiben. Einzelne Kantonalkirchen haben einen Ökofonds eingeführt. Er unterstützt Kirchgemeinden, die sich im Umweltschutz engagieren. Sie streben ein Umweltzertifikat wie den «grünen Güggel» an, ersetzen ihre Ölheizungen durch nachhaltige Systeme oder verwenden an den Mittagstischen regionale Produkte.»

Kirchen sollen sich vor Ort einsetzen
«Die Solaranlage auf dem Kirchendach rettet zwar nicht die Welt», sagt Kurt Zaugg, «sie leistet aber einen Beitrag zum Klimaschutz. Um das zu tun, müssen Gemeinden nicht auf Statements der Kirchenleitungen warten». Es sei wichtig, dass Kirchgemeinden lokal tätig werden. «Es macht Sinn, die Menschen auch in Gottesdiensten zum nachhaltigen Handeln zu ermutigen und ihnen die Vision einer Welt mit Zukunft zu vermitteln, ohne zu moralisieren», sagt Zaugg.

Adriana Schneider, kirchenbote-online, 18. Oktober 2018

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