Erfolgreich dank dem besonderen Geist

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09.10.2018
In Basel tagten im September die Evangelischen Kirchen Europas: Mit Erfolg. Eine europaweit geeinte protestantische Kirche trifft den Vatikan im ökumenischen Gespräch auf Augenhöhe. Kirchenratspräsident Lukas Kundert führt dies auf den besonderen Geist in der Stadt zurück.

Lukas Kundert, vor kurzem fand in Basel die Konferenz der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas statt. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Und wie! Es sind in Basel zwei für die protestantischen Kirchen epochal wichtige Entscheide gefallen. Erstens haben die verschiedenen reformatorischen Kirchen Europas festgestellt, dass sie gemeinsam Kirche sind; es gibt nun eine europaweite protestantische Kirche, die sich zusammensetzt aus Reformierten, Lutheranern, Unierten und Methodisten.

Als zweites meinen Sie die Absichtserklärung mit dem Vatikan?
Ja, man hat einstimmig entschieden, die Einladung des Vatikans zum Gespräch auf europäischer Ebene anzunehmen. Damit gibt es zum ersten Mal seit der Reformation einen offiziellen Dialog zwischen den europäischen Protestanten mit dem Vatikan. Der Dialog hat die sichtbare Kirchengemeinschaft zum Ziel. Niemand weiss, wie diese Kirchengemeinschaft aussehen wird, aber man will an ihr nun aktiv arbeiten.

Konnte die Basler Kirche als Gastgeberin besondere Akzente setzen?
Die Konferenz, an der 200 Delegierte aus ganz Europa teilgenommen haben, fand im Münster statt. Der tausendjährige Kirchenraum übte eine starke Wirkung auf die Versammelten aus. Es gibt eben doch Räume, die besonders «heilig» sind. Obwohl die zwei genannten Entscheide sehr umstritten waren, war dies dann im Münster selbst wie weggeblasen. Rivalitäten und Selbstdarsteller waren chancenlos. Es war eindrücklich, wie man miteinander versuchte, die Themen konstruktiv zu bearbeiten.

Auf was führen Sie das zurück?
Wie gesagt, die Sitzungen fanden in der besonderen Atmosphäre des Münsters statt. Die Delegierten sassen an langen Tischen an dem Ort, an dem schon unsere Vorfahren um die Einheit der Kirche rangen. Das Konzil von Basel versuchte hier im 15. Jahrhundert das Auseinanderbrechen der Kirche zu verhindern; schliesslich brach sie doch auseinander. Nun haben wir darum gerungen, wieder zu sichtbarer Einheit zu finden. Viele Teilnehmende erklärten, dass an der Konferenz in Basel ein anderer Geist herrsche als sonst.

Sie sprechen es an: Hier fand 1431 das Konzil statt, hier lebte Erasmus, der zwischen Katholiken und Reformierten vermittelte. Hier rief 1989 die Europäische Ökumenische Versammlung zum Frieden auf. Und ganz in der Nähe einigten sich die Protestanten 1973 auf die Leuenberger Konkordie. Ist Basel eine Insel des Dialogs?
Ja. Wir haben uns überlegt, wie wir in Basel auch als kleine Kirche einen Beitrag zur Ökumene leisten können. Unsere finanziellen Mittel sind bescheiden. Aber wir verfügen über andere Schätze, die wir nutzen können: Das sind die Geschichte, die Tradition, die Gebäude und der Geist, den ich erwähnt habe.

Tilmann Zuber, kirchenbote-online, 9. Oktober 2018

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