Gottfried Locher bleibt Ratspräsident

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18.06.2018
Die Abgeordneten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK waren am 17. Juni aufgefordert, eine Ratspräsidentin oder einen Ratspräsidenten zu bestimmen. Sie taten dies nach über einer Stunde engagierter Diskussion: Mit 43 von 67 Stimmen wurde der bisherige Amtsinhaber Gottfried Locher gewählt. Die Herausforderin Rita Famos erhielt 24 Stimmen.

Zuvor hatten sich mehrere Abgeordnete für die beiden Kandidaten ausgesprochen. Barbara Hirsbrunner von der Bündner Kirche etwa bezeichnete Famos als «konsensfähige und integre Persönlichkeit», die das nötige menschliche, intellektuelle und theologische Rüstzeug für das Amt mitbringe. Auch strich sie heraus, dass Famos als ehemaliges Ratsmitglied wenig Einführungszeit brauche, da sie die Strukturen und Prozesse innerhalb des SEK bereits kenne.

Kritik aus Zürich
Michel Müller übte als Abgeordneter der Zürcher Kirche Kritik am Amtsinhaber – und forderte ihn sogar zum Verzicht auf die Wahl auf. Gottfried Locher habe sich der Debatte, die in den letzten Monaten um sein Amtsverständnis und sein Geschlechterbild entbrannt war, entzogen; es habe keinerlei Austausch stattfinden können. «Und trotzdem sagen noch immer viele, er sei ein guter Kommunikator. Ich meine, so etwas zeigt sich in der Krise.»

Unterstützung erhielt Locher dagegen von Martin Schmidt, St.Gallen. Er wolle mit dem bisherigen Präsidenten weiterfahren, weil dieser gute Arbeit geleistet habe und über ein sehr gutes Netzwerk verfüge. Auch Schmidt ging aber auf die Kritik am Amtsinhaber und die daraufhin entstandene mediale Diskussion ein: So seien etwa die Vorwürfe, Locher inszeniere sich gerne als reformierter Bischof, unbegründet. Die Luzerner Kirchenratspräsidentin Ursula Stämmer-Horst sagte, sie wolle gerne einen Präsidenten, der auch mal provoziere, dafür aber auch Missstände in der Gesellschaft benenne.

Debatte um das «Gschmäckli»
Die Bernerin Pia Grossholz wiederum richtete ihr Votum an die Abgeordneten, die vor der Wahl gesagt hatten, die Kandidatur von Rita Famos sei zu kurzfristig und habe darum ein «Gschmäckli». Die Reglemente und die Verfassung seien in diesem Punkt eindeutig: Kandidaturen seien bis zur Wahl zulässig. Wenn einem das nicht gefalle, solle man die Reglemente entsprechend anpassen.

Die Wahl fand im Rahmen der dreitägigen Abgeordnetenversammlung in Schaffhausen statt. Die Wahl der restlichen Ratsmitglieder findet am Montag statt.

vbu/ref.ch, 18. Juni 2018

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