Jesus kommt in die «Tüfelschlucht»

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28.02.2018
In der «Tüfelschlucht» bei Hägendorf stellen Schauspieler auf einem Passionsweg die letzten Stationen im Leben Jesu dar. So werde das Geschehen um Karfreitag und Ostern anschaulich und erlebbar, sagt Pfarrer Bruno Waldvogel, der auf viele Zuschauer hofft.

Was Papst Franziskus vor Ostern im Kolosseum macht, tut der Pfarrkreis Untergäu in der «Tüfelschlucht». Mitte März veranstaltet die Kirchgemeinde in der bei Wanderern beliebten Schlucht einen Passionsweg. Schauspieler stellen hier die letzten Tage von Jesus dar.

Die Zuschauer wandern von einer Station zu nächsten. Angefangen beim Palmsonntag, über die Fusswaschung, das Abendmahl bis hin zur Kreuzigung und Auferstehung. Überall ist man live dabei und kann den Jüngern beim Nachtessen und Pilatus nach dem Prozess über die Schulter schauen.

Initiant des Projekts ist Bruno Waldvogel. Der Pfarrer von Wangen bei Olten ist gespannt, ob sich die Bevölkerung auf dieses Abenteuer einlässt. Das Interesse scheint durchaus vorhanden. «Die Reaktionen auf das ökumenische Projekt sind bis jetzt sehr positiv. Die verschiedenen Kirchen sind sofort aufgesprungen. Das hat uns sehr gefreut. Auch in den Schulen und Reli-Klassen will man mehr darüber wissen.»

Grund für Ostern oft unbekannt
Waldvogel, der den Text zum Passionsweg verfasst hat, verfügt über langjährige Erfahrungen in kirchlichen und kulturellen Projekten. Unterstützt wird er von Dario Gheno. Der junge Praktikant hat die Projektleitung inne und war früherer im Marketingbereich tätig. Die «erlebnisorientierte Theologie» bringe das Ostergeschehen nahe und mache die biblischen Berichte über Passion und Auferstehung zugänglich, sagt Bruno Waldvogel. «Das ist gut so. Fragt man nämlich Passanten auf der Strasse, warum man Ostern feiert, wissen viele nicht mehr richtig Bescheid. Bekannt sind vor allem Schokoladenhasen und farbige Eier.»

Beeindruckende Kulisse
Der Pfarrer sieht die besondere Herausforderung beim Passionsweg darin, das richtige Mass zwischen realistischer Darstellung und der offenen Andeutung des Mysteriums zu finden. Mit seinen Höhlen, den steilen Klüften, dem Bach und den Wasserfällen bietet die «Tüfelschlucht» eine beeindruckende Kulisse. Requisiten, Licht und Klänge sollen den Effekt zusätzlich steigern. Vieles beim Passionsweg bleibt jedoch angedeutet, sagt Waldvogel. «Der Erlebnisweg soll so offen gestaltet werden, dass Menschen aus allen Kulturkreisen Zugang zur Geschichte finden können.»

Starkstromleitung in die Schlucht
Damit Jesus durch die «Tüfelschlucht» wandeln kann, braucht es etliche logistische Anstrengungen, um die Infrastruktur in die Schlucht zu bringen. «Die Auflagen sind streng aber richtig», meint Waldvogel. Trotzdem sollen die Leute gastlich empfangen werden. Toi-toi-WCs, Kasse, ein Warteraum und Stände für Getränke und den Grill müssen aufgestellt sowie der Ticketverkauf im Web und anderswo organisiert werden. «Der Passionsweg macht hungrig, deshalb gibt es etwas Heisses zu trinken und zu essen», sagt Daria Gheno. «Eine der grossen Schwierigkeiten war es, eine 200 Meter lange Starkstromleitung in die «Tüfelschlucht» zu legen, erzählt der Projektmanager, der im Vorfeld mit vielen Vereinen und Sponsoren Gespräche geführt und die ganzen Themen rund um Infrastruktur, Schauplätze und Personal zu lösen hatte.

Übermütige Teufel
Waldvogel und Gheno hoffen, dass das Vorhaben gelingt. «Immerhin trägt der Ort ja einen zwielichtigen Namen», schmunzelt der Pfarrer. Der Legende nach soll sich hier ein Teufelchen so wohl gefühlt haben, dass es sich in der Schlucht niederlies und in den Wasserfällen planschte. Andere Teufel stiessen hinzu und die Hägendorfer fühlten sich «durch d Tüfle und ihrem Uebermet» gestört. Man rief die Kapuziner im Kloster Olten zu Hilfe. Und in der Tat: Ein Pater stieg in die Schlucht und es «hed gchroosed und pochled im Bärg obe. Jööre Gott au!» Dann war Schluss und in die «Tüfelschlucht» zog Ruhe und Frieden ein.

Tilmann Zuber, kirchenbote-online, 27. Februar 2018

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