Den Dementen dienen

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11.02.2017
Mehr Lebensqualität für Demente und ihre Angehörige: Diesem Ziel dient eine Fachtagung zum Thema Demenz, die im Februar in der Kartause Ittingen stattfindet. Den Anstoss zur Tagung gab Cornelia Graf, denn: Die Kirche müsse für Demente da sein.

Von Cyrill Rüegger

«Wir wissen einfach zu wenig über das Thema Demenz», bringt es Cornelia Graf auf den Punkt. «Und wenn man nicht weiss, was die Krankheit für Betroffene und deren Angehörige bedeutet, weiss man auch nicht, wie man richtig reagiert.» Unsicherheit und letztlich Rückzug gegenüber dementen Menschen seien die Folge. Graf hat in der Diakoniekommission der Evangelischen Landeskirche Thurgau deshalb den Vorschlag einer Fachtagung eingebracht – mit Erfolg.

Einsatz für die Menschenwürde

Der Kirche kommt in der Demenz-Thematik ohnehin eine wichtige Rolle zu. «Sie setzt sich gemäss dem diakonischen Grundauftrag für jene ein, ‹die sich in schwierigen Lebenslagen befinden und dauernd oder vorübergehend Hilfe, Begleitung oder Trost brauchen›», erklärt Pfarrer Wilfried Bührer, Präsident des Kirchenrats der Evangelischen Landeskirche Thurgau. Die Kirche sei nämlich davon überzeugt, dass ein würdiges Leben auch dann möglich ist, wenn man nicht im Vollbesitz der geistigen und körperlichen Kräfte ist. Und zur Wahrung dieser Menschenwürde leiste sie durch konkrete Hilfestellungen in der Begleitung
von Demenz-Betroffenen und ihren Angehörigen einen Beitrag.

«Kräfte und minimales Fachwissen»

Ganz aktuell entsteht in der Thurgauer Landeskirche ein neues Ausbildungsangebot für Freiwillige. Durch dieses sollen sie für die Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen qualifiziert werden. Es seien nämlich gerade die «gewöhnlichen» Kirchenmitglieder, die oft im Verborgenen viel leisten in der liebevollen Betreuung von Demenzkranken, sagt Wilfried Bührer: «Das braucht Kräfte – und auch ein minimales Fachwissen.»

Interessierte treffen Fachleute

Das Ausbildungsangebot wird auch an der interdisziplinären Fachtagung in der Kartause Ittingen vorgestellt werden, die den Titel «vertraut und fremd zugleich» trägt und von rund 200 Teilnehmern besucht wird. Interdisziplinär bedeutet, dass Fachpersonen aus ganz unterschiedlichen Professionen einen Beitrag zur Tagung leisten: Ärzte, Psychiater und Wissenschaftler genauso wie Heimleiter, Pflegefachleute und Theologen. So vielfältig wie die Beteiligten sei nämlich auch die Krankheit Demenz, betont Initiantin Cornelia Graf. Sie selber ist Mesmerin in der Evangelischen Kirchgemeinde Berlingen
und gehört zum dreiköpfigen Leitungsteam des Organisationskomitees: «Uns geht es darum, verschiedene Fachleute und Laien zusammenzubringen, um gemeinsam am gleichen Strick zu ziehen – zu Gunsten von dementen Menschen und ihren Angehörigen.»

 

Demenz-Fachtagung, 25. Februar, 8.30 bis 17 Uhr, Kartause Ittingen. Die Fachtagung ist ausgebucht.

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