«Die Kinobesucher sind unsere Zielgruppe»

min
13.01.2017
In Männedorf ZH geht man neue Wege auf der Suche nach geeigneten Personen für die Kirchenpflege: Ein Werbespot im Kino soll Lust machen, sich für die Kirche zu engagieren. Dafür hat man weder Mühe noch Kosten gescheut.

Im Kino «Wildenmann» in Männedorf läuft seit dem 13. Januar ein Werbespot der reformierten Kirchgemeinde. 30 Sekunden dauert er, seine Handlung ist schnell erzählt: Ein Gottesdienstbesucher nickt auf der Kirchenbank in einer halbleeren Kirche ein. Er träumt davon, wie er in einem Kino sitzt und einen spannenden Film schaut. Schliesslich erwacht er und findet sich auf der Kirchenbank wieder, inmitten von lachenden und schwatzenden Menschen. «Kirche kann ganz schön spannend sein», sagt eine Hintergrundstimme. «Wir suchen Menschen, die sich für Menschen in Männedorf einsetzen. Zum Beispiel in der Kirchenpflege. Nehmen Sie Kontakt auf mit uns.»

«Es ist zunehmend schwierig, Leute für die Kirchenpflege zu finden», begründet Kirchenpflegepräsidentin Madeleine Strub-Jaccoud die Massnahme, beim Kinopublikum nach potentiellen Kirchenpflegerinnen zu suchen. Bereits in der letzten Legislatur habe man mit zwei Kirchenpflegern weniger auskommen müssen. «Es ist auch zu fünft machbar», räumt Strub-Jaccoud zwar ein. Aber für die nächste Amtsperiode würden die meisten Kirchenpfleger, unter anderem altershalber, wohl nicht mehr antreten. So habe man sich entschieden, frühzeitig Massnahmen zu ergreifen.

Gesucht: Leute ab 45
Die Frage, warum man zur Rekrutierung neuer Kirchenpfleger ausgerechnet das Kino als Werbeplattform ausgesucht hat, beantwortet Pfarrer Achim Kuhn: «Wir möchten neue, innovative Wege ausprobieren.» Da man für dieses Amt gezielt Leute ab etwa 45 Jahren suche, biete sich das Kino geradezu an. «Die Kinobesucher sind unsere Zielgruppe.» Der Streuverlust bei dieser Werbung sei recht gering, vermutet er.

Der Aufwand für 30 Sekunden Film war riesig, wie Kuhn berichtet. Der Inhalt des Spots habe die Kommunikations-Kommission der Kirchgemeinde gemeinsam mit einer professionellen Agentur erarbeitet. Die Dreharbeiten in der reformierten Kirche und im Kino hätten einen ganzen Tag in Anspruch genommen und die Vorbereitungen noch viel mehr Zeit verschlungen. «Über 20 Gemeindemitglieder haben mitgemacht», sagt Kuhn stolz. Für die Realisierung wurden Profis engagiert und für die Hauptrolle ein Schauspieler. Der finanzielle Aufwand ist entsprechend gross: 7000 Franken lässt sich die Kirchgemeinde die ganze Werbekampagne kosten.

Spot, Webseite, Infoabend
«Der Spot ist nur ein Puzzleteil», erklärt Kuhn die Strategie der Kirchgemeinde. Im Kino liegen Flyer mit weiteren Informationen auf, und im März will man die Interessierten an einem Abend mit den Aufgaben der Kirchenpflege bekannt machen. Ausserdem wurde die Webseite www.heilige-bimbam.ch eingerichtet, auf die am Ende des Spots hingewiesen wird. Hier können Anwärter in einem Test vorab schon mal prüfen, ob sie sich als Kirchenpfleger eignen würden.

Raphael Kummer / ref.ch / 13. Januar 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Unsere Empfehlungen

Das Ende des Abendmahlstreits

Das Ende des Abendmahlstreits

1973 schrieben die protestantischen Kirchen Europas im Kanton Baselland Kirchengeschichte. Sie beschlossen Kirchengemeinschaft. Dies vereinfacht seither vieles zwischen den Reformierten, Lutheranern und Unierten. Manche Themen sind nach wie vor umstritten.