«Die Bienen lassen mich staunen»

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27.12.2016
Eine Kindheit mit viel Freiraum, ein Bienenschwarm und ein lebensnaher Religionsunterricht: Das alles trug wesentlich dazu bei, dass er wurde, was er ist. Kirchenrat Pfarrer Lukas Weinhold misst dem traditionellen Wohnen im Pfarrhaus hohen Stellenwert bei. Kommt die Rede auf seine Bienenzucht, leuchten seine Augen.

Von Brunhilde Bergmann

Er wählt seine Worte mit Bedacht. Hinter seiner Professionalität ist ein Mensch zu spüren, der aus vollster Überzeugung Gemeindepfarrer ist. Als Pfarrer wohnte Lukas Weinhold stets im klassischen Pfarrhaus, so als Pfarrverweser in Basel-Stadt und später mit seiner Ehefrau Christine in den Thurgauer Kirchgemeinden Erlen, Amriswil-Sommeri und jetzt in Wängi. Nach und nach kamen die Tochter und die vier Söhne dazu. «Wir schätzen das Leben im Pfarrhaus sehr. Es ist Teil ‹unserer› pfarramtlichen Tätigkeit, die wir so auf traditionelle Weise pflegen können und die uns viel bedeutet.» Ehefrau Christine teilt dieses Verständnis, sie ist gerne Pfarrfrau und trägt auch als Gastgeberin diese Aufgabe mit.

«Da sind mir Welten aufgegangen»

Was bewog Lukas Weinhold Pfarrer zu werden? Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie am Stadtrand von St.Gallen-Rotmonten genoss er eine Kindheit, die räumlich wie auch bezüglich elterlicher Kontrolle viel Entfaltungsfreiraum bot. Der Religionsunterricht an der Kantonsschule von Pfarrer Ruedi Keller prägte ihn: «Da sind mir Welten aufgegangen. Der mit natürlicher Fröhlichkeit vorgelebte Glaube und sein lebensnahes Denken haben uns junge Gymnasiasten für theologische Fragen begeistert.» Im Studium in Basel und Bern bekundete Theologiestudent Weinhold besonderes Interesse an Kirchengeschichte und an biblischen Fächern. Dass es ihn ins Pfarramt zog, schreibt er dem an Lebensfragen orientierten Unterricht seines Religionslehrers zu. Noch heute stehen die beiden in Kontakt.

Friedensstiftende Kraft

Seit 2003 ist Lukas Weinhold im Kirchenrat. Er bekleidet die Ressorts Seelsorge und Mission. Palliative Care und die Spezialseelsorge sind ihm wichtig. «Das ist ein wesentlicher Teil unserer kirchlichen Seelsorgearbeit, Menschen in schwierigen Situationen beizustehen und sie auch dort begleiten zu können. Ich bin sehr dankbar für unsere fachlich und menschlich bestens geeigneten Seelsorgerinnen und Seelsorger, die in Kliniken und Gefängnissen auf stille Weise Grosses leisten.» Besonders am Herzen liegt dem Kirchenrat die Solidarität und weltweite Verbundenheit unter Christen, für die er sich in der Missionskommission und der Kommission für bedrängte und verfolgte Christen einsetzt: «Wir sind gegenseitig aufeinander angewiesen. » Zu den Höhepunkten zählt er die kulturübergreifende Begegnung mit jungen Christen aus Sabah (Indonesien) in Kreuzlingen und mit Jugendlichen in Frauenfeld: «Da spürt man die friedensstiftende Kraft des Evangeliums.»

Pfarrgartenhonig von sanften Bienen

Zuhören mit Ohr und Herz ist seine Stärke, nicht nur als Seelsorger, auch sonst im Gespräch. Doch fällt das Thema auf seine Bienenzucht, sind Begeisterung und Redeschwall kaum zu bremsen. Was mit dem anvertrauten Bienenschwarm seiner Schwester für den Schulbub Lukas begann, bringt Kirchenrat Weinhold heute noch ins Schwärmen: «Die Bienen liessen mich nicht mehr los. Ihr geordnetes System ist vielfältig verflochten und dennoch tolerant bei Fehlern. Sie lassen mich immer wieder neu über die Komplexität der Schöpfung staunen.» Die Bienenstöcke stehen im Pfarrgarten. Ob das kein Problem sei? «Nein», versichert Lukas Weinhold: «Ich bin stolz auf meine fleissigen und sanften Bienen.»

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